Rückblick: April 2009
Da
lagen sie, die beiden zarten „Püppchen", in ihren Wärmebettchen. Ada
Sophie (die Ältere) und Emma Vianne (sieben Minuten jünger). Unglaublich klein
und verletzlich sahen sie aus mit ihren knapp zwei Kilogramm und 40
Zentimetern. Die Schwangerschaft verlief erstaunlich komplikationslos. Obwohl
sie etwas zu früh auf die Welt kamen, waren sie quicklebendig und kerngesund,
die Zwerge. Und zwei Monate später sahen sie auch nicht mehr zart und
zerbrechlich aus, sondern hatten sich zu speckbackigen, glucksenden, halslosen Wonneproppen
entwickelt. Auch unser Zehnjähriger schien sich mittlerweile an den Familienzuwachs
gewöhnt zu haben. Als wir ihm ein halbes Jahr zuvor eröffneten, dass er
zugleich zwei Geschwister kriegen würde, wurde er erst knallrot, dann leichenblass
und stammelte schließlich: „Wie sollen wir das bloß
schaffen?"
Ja, diese Frage stellten wir Erwachsenen uns insgeheim auch. Luke hingegen, der
Vierjährige, rief damals hocherfreut. „Supi, gleich zwei, einen für mich und
einen für dich, Jesse!" Natürlich hatte er an zwei weitere Jungs gedacht.
Es wurden aber zwei Mädchen – eine ausgleichende Gerechtigkeit, wie ich finde, was
das Geschlechterverhältnis in unserer Familie angeht.
Mit
Ada Sophie und Emma Vianne hielt der ganz normale Wahnsinn Einzug in unser
Leben. Laut war es schon immer zugegangen, aber jetzt war es noch lauter. Warum
weinte Ada bloß schon wieder, sie hatte doch gerade erst getrunken. Jetzt war
erst ´mal Vianne an der Reihe. Die trank gar nichts, nuckelte nur kurz, strahlte
mich dann mit ihren großen blauen Augen an und machte ein fettes Bäuerchen.
Jetzt wurde mir einiges klar: Aus Versehen hatte ich Vianne zweimal gestillt.
Die
Nächte waren kurz, die Tage dafür umso länger. Wir gähnten viel, wir stritten
und wir lachten. Mein Mann war zudem überglücklich über unser neues Auto: Dank
der Zwillinge hatte er endlich einen Grund, einen „Bulli" kaufen zu
können. Damit – und den vier Kindern, dem Zwillingskinderwagen, den Unmengen an
Schnullern, Fläschchen und Milchprodukten ging es erst einmal nach Holland ans
Meer. Wir alle lieben das Meer, die Seeluft, die Farben. Wir schlichen eine
Woche durch´s Dünengras, badeten und flanierten, und die Möwen klauten uns die
Kekse aus der Hand.
Ich
fühlte mich ziemlich sicher im Umgang mit den kleinen „Damen". Und da ich
vom Reisen noch lange nicht genug hatte, beschloss ich kurzerhand, für ein paar
Tage mit allen Kindern zu meiner Freundin nach Hamburg zu fahren und ihr die
Neuankömmlinge zu präsentieren. Irgendwie hatte ich mein Organisationstalent
wohl doch überschätzt. Denn kurz vor Bremen fiel mir auf, dass ich zwar alle
Kinder an Bord, aber dafür meinen Koffer zu Hause vergessen hatte. Das sollte
aber kein Hinderungsgrund für ein paar schöne Tage im „Norden" sein und
ich hatte ein gutes Argument, mal wieder neue Kleidungsstücke für mich und die
„Mäuse" zu kaufen.
An Weihnachten konnten die Mädels bereits zum
Tannenbaum krabbeln und Ada ließ es sich nicht nehmen, erst einmal das Wasser
aus dem Tannenbaumständer zu schlürfen. Fazit: Chaos pur – aber liebenswertes
Chaos.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen