Rückblick: Mittwoch, 22.
August
Uli
kam abermals mit Loulou vorbei, wir freuten uns schon sehr auf ihren Besuch. Es
ging raus in die Sonne, wir schoben Vianne wieder die Kieler Voerde entlang und
besuchten das nahe gelegene Meeres-Aquarium. Auch das obligatorische Eis durfte
nicht fehlen. Es war ein rundum gelungener Tag und Vianne machte ständig
Fortschritte. Wir kehrten zurück in die Klinik und Uli wollte sich gerade
verabschieden, als plötzlich ein Arzt zu uns ins Zimmer kam und uns zum
Gespräch bat. Micha und ich setzten uns ihm gegenüber im Aufenthaltsraum an
einen schlichten Holztisch. Er stellte sich als Onkologe vor und legte uns ein
Protokoll hin, wie Vianne weiterbehandelt werden solle. Onkologe? „Ist das
Ergebnis der Gewebeprobe da?“, fragte ich ihn geradeheraus. „Ja“, sagte er leicht
irritiert, deswegen sei er hier, Vianne habe ein Anaplastisches Ependymom.
Ein was? Was bedeutete das? Prof. N wollte uns doch über das Ergebnis
informieren, warum saß dieser fremde Arzt jetzt hier? Er wollte fortfahren mit
der Erklärung des Behandlungsplans. Halt, fehlte da nicht ein Schritt? „Ist der
Tumor bösartig“, presste ich hervor. Ich fröstelte. Irgendwie ging er nicht so
richtig auf meine Frage ein. “Ist er bösartig?“, nagelte ich ihn fest. „Ja!“,
sagte er und wollte mit seiner Behandlungstabelle fortfahren. Ich nahm Vianne
von meinem Schoß, setzte sie ab und schoss zur Tür raus. Uli war mit Loulou
bereits im Treppenhaus. „Uli“, schrie ich panisch, weil ich nicht wusste, ob
sie schon gegangen war. „Uli, er ist bösartig!“ rief ich außer mir, während mir
die Tränen die Wangen runter liefen. Ich wollte aber auch Loulou nicht zu sehr
erschrecken, also riss ich mich zusammen. „Uli, kannst du noch kurz hier
bleiben und Vianne nehmen?“, fragte ich sie. Ohne zu zögern stieg sie die
Treppen wieder hoch, nahm Vianne an die Hand und ging mit den beiden Mädchen
ins Krankenzimmer, wo sie ein Buch vorlas. Jetzt konnte ich mich meinem Schmerz
hingeben, ohne Vianne zu verschrecken. Ich kehrte zurück zu Micha und dem Arzt.
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