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15. Juni 2016

Runde 1 geschafft!



Rückblick: 13./14. September 2012

Vianne machte jeden Tag - dank des wieder eingeführten Schnullers, ein ausgiebiges Mittagsschläfchen, und auch abends schlief sie spätestens um 20 Uhr. Ich hatte viel Zeit für mich. Ich las, organisierte, schlief, telefonierte. Trotzdem war alles so befremdlich. Während ich mit Vianne im Krankenhaus war, wechselten sich meine Eltern und meine Schwester mit der Kinderbetreuung zu Hause ab, so dass ich den Rücken frei hatte. Zudem hatte Micha für einen Tag die Woche ein Home-Office genehmigt und eingerichtet bekommen - was für ein verständnisvoller Arbeitgeber.

Die Eintrittswunde des Broviak-Katheters war zwar gerötet, verheilte ansonsten jedoch gut. Nur der Pflasterwechsel war eine Tortur. Mit dem Pflasterlöser ging es dann aber doch ganz gut. Unser Arzt war klasse. Wir nennen ihn insgeheim den Vianne-Flüsterer (in Anlehnung an den Pferde-Flüsterer). Er setzte sich mit Vianne auf die Behandlungsliege - hinlegen wollte sie sich seit den Operationen nicht mehr - und ging ganz behutsam auf sie ein. Irgendwann  flüsterte sie, und er flüsterte zurück. Es sah so behutsam und vertraut aus, dass mir vor Dankbarkeit die Tränen kamen. Dann ließ sie sich den Pflasterlöser aufsprühen. Das alte Pflaster löste sich problemlos, nach der Säuberung kam ein neues auf die Wunde. Vianne wollte nie hinschauen. Samstagmorgen durften wir nach Hause! Endlich! Nummer eins von 16 Durchgängen war geschafft. Es tat so gut, alle Kinder und Micha wieder um mich zu haben. Vianne und Ada fielen sich in die Arme. „Argh! Achtung, der Broviak!“, rief ich.  Etwas Angst hatten wir davor, wie es mit dem Broviak klappen würde. Ada war schließlich auch erst drei Jahre alt. Wir erklärten ihr eindringlich, dass sie auf gar keinen Fall an dem Schlauch ziehen durfte, auch nicht im Streit. Vianne war schon immer ein sehr bewegungsfreudiges Kind gewesen. Auch jetzt ließ sie sich nicht beirren. Aus Angst, dass sie sich den Schlauch aus Versehen selbst herausreißt, bremsten wir sie andauernd und gerieten damit ständig unter Druck. „Vorsicht, geh langsam die Treppe runter“, oder „Nicht auf den Bauch legen, Schatz“, oder „Achtung, nicht so nah an Vianne, wenn ihr rangelt“. Ich konnte mich schon nach einer Woche nicht mehr hören, denn das war nicht ich. So wollte ich auch nie werden, so eine übervorsichtige, bemutternde Glucke, die immer gefüllte Tupperdosen parat hält und ständig um ihr Kind herum turtelt.


                                                              

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