Rückblick:Samstag, 25.
August 2012
Vianne
machte weiterhin täglich Fortschritte. Jetzt mussten "nur noch" die
Fäden gezogen werden. Jedes Pflasterwechseln war schon eine Tortur. Als der
Zugang am Hals gezogen wurde - eine Sache von wenigen Sekunden - mussten wir
unsere Tochter schon zu zweit festhalten. Wie, verdammt noch mal, sollte der
Arzt die Fäden aus dem Kopf bekommen?! Schließlich musste Vianne dabei ruhig
sitzen bleiben. Schon eine Stunde zuvor hatte ich Schweißausbrüche. Irgendwann
holte uns ein junger Arzt ab. Er strahlte große Souveränität aus und nahm uns
mit ins Behandlungszimmer. Vianne schien ihn auch zu mögen. Ich hob sie auf
meinen Schoß und sie bekam ihren heißgeliebten Nucki. Seitdem wir hier im
Krankenhaus waren, hatten wir die Schnullerfee, die vor einem halben Jahr bei
uns vorbeigeflogen kam, kurzerhand wieder zurückbestellt - mit etlichen
farbenfrohen Nuckel-Variationen im Gepäck. Bei jeder Behandlung, so kurz sie
auch war, und zum Schlafen bekam Vianne ihren Nucki. Das Nuckeln schien sie
ungemein zu beruhigen. Sie machte seitdem auch wieder einen ausgiebigen
Mittagsschlaf, den sie eigentlich schon mit zweieinhalb Jahren gemeinsam mit ihrer
Schwester eingestellt hatte. Wir hatten Vianne vorher erklärt, dass der Arzt
die Fäden auf ihrem Köpfchen wegmachen und dass sie dabei ruhig sitzen bleiben
müsse. Es würde nicht wehtun, aber könnte etwas ziepen wie beim Haare-Kämmen.
Der Arzt hatte eine beruhigende Stimme und eine unglaublich ruhige Hand. Ohne
sich abzustützen, entfernte er quasi aus der Luft die filigranen Fäden - und
Vianne blieb wider Erwarten ebenso ruhig auf meinem Schoß. Es schien ihr
wirklich nicht wehzutun. Ich hätte heulen können – diesmal
vor Erleichterung. Was für ein guter Start in den Tag!
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