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14. Juni 2016

Fäden ziehen



Rückblick:Samstag, 25. August 2012

Vianne machte weiterhin täglich Fortschritte. Jetzt mussten "nur noch" die Fäden gezogen werden. Jedes Pflasterwechseln war schon eine Tortur. Als der Zugang am Hals gezogen wurde - eine Sache von wenigen Sekunden - mussten wir unsere Tochter schon zu zweit festhalten. Wie, verdammt noch mal, sollte der Arzt die Fäden aus dem Kopf bekommen?! Schließlich musste Vianne dabei ruhig sitzen bleiben. Schon eine Stunde zuvor hatte ich Schweißausbrüche. Irgendwann holte uns ein junger Arzt ab. Er strahlte große Souveränität aus und nahm uns mit ins Behandlungszimmer. Vianne schien ihn auch zu mögen. Ich hob sie auf meinen Schoß und sie bekam ihren heißgeliebten Nucki. Seitdem wir hier im Krankenhaus waren, hatten wir die Schnullerfee, die vor einem halben Jahr bei uns vorbeigeflogen kam, kurzerhand wieder zurückbestellt - mit etlichen farbenfrohen Nuckel-Variationen im Gepäck. Bei jeder Behandlung, so kurz sie auch war, und zum Schlafen bekam Vianne ihren Nucki. Das Nuckeln schien sie ungemein zu beruhigen. Sie machte seitdem auch wieder einen ausgiebigen Mittagsschlaf, den sie eigentlich schon mit zweieinhalb Jahren gemeinsam mit ihrer Schwester eingestellt hatte. Wir hatten Vianne vorher erklärt, dass der Arzt die Fäden auf ihrem Köpfchen wegmachen und dass sie dabei ruhig sitzen bleiben müsse. Es würde nicht wehtun, aber könnte etwas ziepen wie beim Haare-Kämmen. Der Arzt hatte eine beruhigende Stimme und eine unglaublich ruhige Hand. Ohne sich abzustützen, entfernte er quasi aus der Luft die filigranen Fäden - und Vianne blieb wider Erwarten ebenso ruhig auf meinem Schoß. Es schien ihr wirklich nicht wehzutun. Ich hätte heulen können – diesmal vor Erleichterung. Was für ein guter Start in den Tag!





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