Rückblick: Tag 6 im
Krankenhaus
Neben
allen Sorgen und Nöten mussten wir auch praktisch denken: unsere Arbeitgeber
mussten informiert werden, ebenso Schule und Kindergarten, um unsere übrigen
Kinder möglichst zu schützen. Wir brauchten frische Wäsche, denn unsere
Urlaubsklamotten waren nur für einen zweiwöchigen Aufenthalt ausgerichtet gewesen.
Also zog ich los und kaufte in Kiel Hosen und ein paar T-Shirts. Was für eine
seltsame Situation. All die Menschen um mich herum, zu denen ich irgendwie
nicht mehr zu gehören schien. In einem wunderbaren
Laden entdeckte ich eine handgefertigte Eulen-Spieluhr, die eine frohe Melodie
spielte. Die geliehene Sonnen-Spieluhr wurde nämlich demnächst wieder auf der
Intensivstation benötigt. Ich kaufte noch eine Schmetterlingslampe aus Papier,
die wir im Krankenhauszimmer aufhängten, und zwei Mutmacher-Karten - eine für
Micha und eine für Vianne. „Tschaka, du schaffst das, kleine Powermaus“ stand
darauf zu lesen.
Noch
immer warteten wir auf das Ergebnis der Gewebeprobe-Analyse. Von unserem Zimmer
aus konnte ich in das gegenüberliegende Gebäude schauen. Es handelte sich wohl
um irgendein Labor, denn im Dunkeln konnte ich eine fluoreszierende Substanz in
einem rechteckigen Glaskasten sehen. Ich stellte mir vor, wie sie gerade
Viannes Probe untersuchten und einstuften. Ich schaute zu den Sternen und schickte
meinen Wunsch zu ihnen. „Lass es keinen Krebs sein.“ Ich hatte ein
Scheiß-Gefühl.
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