Rückblick: Samstag, 18. August 2012, nachmittags
Vianne
musste für das postoperative MRT einen neuen Zugang auf dem Handrücken gelegt
kriegen für die Kontrastmittelgabe - für uns nur ein Piks, für eine Dreijährige
der blanke Horror. Die noch recht junge Ärztin hatte Probleme mit den feinen
Venen. Ich musste Vianne richtig fest halten. Sie wehrte sich mit allen Kräften.
Sie hatte so eine Angst. Dabei durfte sie sich doch nicht so aufregen wegen des
Druckes im Kopf. Nach dem dritten vergeblichen Versuch schlug ich, den Tränen
nahe, der Ärztin vor, es doch jemanden mit mehr Erfahrung
versuchen zu lassen. Sie holte zwei ältere Pfleger, zwei richtige Nordlichter.
Ich nannte sie in Gedanken gleich Hein und Piet. Schon als sie gut gelaunt in
den Untersuchungsraum traten, änderte sich die Stimmung schlagartig. Natürlich
weinte Vianne noch immer, aber die beiden setzten sich rechts und links neben
sie auf die Pritsche und sagten freundlich: „Na, du Kleene, was is `n hier los?
Magst du auch mal einen Arztkoffer haben
und die Ärztin mit der Spritze piksen?“, und zwinkerten ihr zu. Und "ruckzuck"
hatte nicht nur
jeder eine Spritze von Vianne verpasst bekommen, auch der Zugang lag. Ich hätte
die beiden „Nordlichter“ knutschen können mit ihrer geradlinigen, ausgeglichenen
und humorigen Art.
Während
Vianne wieder mit ihrem Papa im MRT lag, durfte ich mit in den Kontrollraum zu
den jungen Ärzten. Es wirkte alles so surreal. Es war unterhaltsam, spannend,
grotesk, die MRT-Aufnahmen vom Monitorraum aus zu verfolgen und den Gesprächen
zu lauschen. Ich kam mir fast wie im Uni-Hörsaal vor. Sie waren so jung, so unbeschwert
- die nächste Generation Ärzte. Sie unterhielten sich ungezwungen über die
vielen „Fachidioten“, vom Techniker über Schwestern und Pfleger und Kollegen,
die vergessen hatten, dass dieses Gerät
mit starken Magneten arbeitet und sie ließen Revue passieren, was schon alles
vom Gerät angezogen worden war – durch menschliches Versagen. Irgendwann sei
sogar schon mal ein Metallstuhl im MRT gelandet - ein Millionenschaden. Auf der
anderen Seite war ich völlig angespannt und starrte wie gebannt auf die
Monitore, in der Hoffnung, keinen Schatten zu sehen, der dort nicht hingehörte.
Kurze Zeit später die Entwarnung: Kein Resttumor vorhanden!
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen