Gesamtzahl der Seitenaufrufe

14. Juni 2016

Postoperatives MRT



Rückblick: Samstag, 18. August 2012, nachmittags

Vianne musste für das postoperative MRT einen neuen Zugang auf dem Handrücken gelegt kriegen für die Kontrastmittelgabe - für uns nur ein Piks, für eine Dreijährige der blanke Horror. Die noch recht junge Ärztin hatte Probleme mit den feinen Venen. Ich musste Vianne richtig fest halten. Sie wehrte sich mit allen Kräften. Sie hatte so eine Angst. Dabei durfte sie sich doch nicht so aufregen wegen des Druckes im Kopf. Nach dem dritten vergeblichen Versuch schlug ich, den Tränen nahe, der Ärztin vor, es doch jemanden mit mehr Erfahrung versuchen zu lassen. Sie holte zwei ältere Pfleger, zwei richtige Nordlichter. Ich nannte sie in Gedanken gleich Hein und Piet. Schon als sie gut gelaunt in den Untersuchungsraum traten, änderte sich die Stimmung schlagartig. Natürlich weinte Vianne noch immer, aber die beiden setzten sich rechts und links neben sie auf die Pritsche und sagten freundlich: „Na, du Kleene, was is `n hier los?  Magst du auch mal einen Arztkoffer haben und die Ärztin mit der Spritze piksen?“, und zwinkerten ihr zu. Und "ruckzuck" hatte nicht nur jeder eine Spritze von Vianne verpasst bekommen, auch der Zugang lag. Ich hätte die beiden „Nordlichter“ knutschen können mit ihrer geradlinigen, ausgeglichenen und humorigen Art.
Während Vianne wieder mit ihrem Papa im MRT lag, durfte ich mit in den Kontrollraum zu den jungen Ärzten. Es wirkte alles so surreal. Es war unterhaltsam, spannend, grotesk, die MRT-Aufnahmen vom Monitorraum aus zu verfolgen und den Gesprächen zu lauschen. Ich kam mir fast wie im Uni-Hörsaal vor. Sie waren so jung, so unbeschwert - die nächste Generation Ärzte. Sie unterhielten sich ungezwungen über die vielen „Fachidioten“, vom Techniker über Schwestern und Pfleger und Kollegen, die vergessen hatten, dass dieses Gerät mit starken Magneten arbeitet und sie ließen Revue passieren, was schon alles vom Gerät angezogen worden war – durch menschliches Versagen. Irgendwann sei sogar schon mal ein Metallstuhl im MRT gelandet - ein Millionenschaden. Auf der anderen Seite war ich völlig angespannt und starrte wie gebannt auf die Monitore, in der Hoffnung, keinen Schatten zu sehen, der dort nicht hingehörte. Kurze Zeit später die Entwarnung: Kein Resttumor vorhanden!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen