Rückblick: Sommer
2011
Mit
zwei Jahren machten unsere „Energiebolzen“ ihre erste Zelterfahrung. Wir hatten
in den Sommerferien eine mehrwöchige Frankreichtour geplant. In mehreren
kleinen Etappen wollten wir bis an die Cote d´Azur fahren, wo wir gemeinsam mit
Freunden ein Ferienhaus gemietet hatten. Erste Station war der Bodensee, der natürlich
heillos überfüllt war. Aber mit unserem angeborenen Optimismus haben wir damit
gerechnet, noch ein kleines schnuckeliges Zeltplätzchen für uns sechs zu
finden. Nach fünfstündiger Fahrt kamen wir am See an und machten uns auf die
Suche nach einem Campingplatz. Am ersten Platz begrüßte uns ein großes Schild mit
dem Wort „voll“. Ok, auf zum nächsten. Auf Nachfrage an der Rezeption hieß es
nur: „Tut uns leid, unser Platz ist ausgebucht.“ Die Kinder wurden langsam
quengelig. Bei der fünften Nachfrage, wir sahen wohl doch schon etwas
mitgenommen aus, meinte der freundliche Besitzer: „Hier direkt am See werden
Sie kein Glück haben, ist alles total dicht.“ Was? Wieder ins Auto setzen und
weg vom See? „Nein!“, ging es uns wohl allen durch den Kopf. „Nun ja“, bemerkte der freundliche Vermieter,
ein Plätzchen hätte er noch, das wolle er aber eigentlich niemandem zumuten... „Egal,
das nehmen wir“, sprudelte es zeitgleich aus meinem Mann und mir heraus. Es
sollte sowieso nur für ein bis zwei Tage sein, und insgesamt machte der
Campingplatz einen guten Eindruck und hatte einen tollen Seezugang. „Gut, wenn
sie wirklich wollen...“ Der Vermieter führte uns ans hintere Ende des
Campingplatzes. Das Toilettenhäuschen war nicht weit. Direkt hinter unserem Platz
führte die Bahnlinie vorbei, dahinter befand sich die Straße. Die Züge würden
wohl nicht die ganze Nacht hindurch fahren, und der Verkehr auf der Straße
entspannte sich auch schon – dachten wir. Voller Eifer bauten wir das Zelt auf,
wir wollten schließlich noch in der letzten Abendsonne in den See hüpfen. Wir planschten
ausgiebig und freuten uns, wenn ein Boot Wellen erzeugte, die ans Ufer
schwappten. Erschöpft und glücklich kehrten wir zum Zelt zurück und bereiteten
uns unsere Mahlzeit auf dem kleinen Campingkocher zu. Puh, was stank auf einmal
so schrecklich? Unser Blick schweifte zum Toilettenhäuschen. Direkt nebenan
sahen wir einen Mann mit einem großen, vollen Plastikbottich links neben den
Sanitäranlagen verschwinden. Wir hatten unser Zelt direkt neben der
Fäkalienentsorgungsstation für die Wohnmobile aufgebaut. Der Gestank verflog
schließlich, was allerdings auch flog war unser Zelt, während der erste Zug vorbeirauschte.
Die Jungs waren beeindruckt, was für eine Sogwirkung entstehen kann. Wir
Erwachsenen hatten eher das Gefühl, der Zug würde direkt durch unser Zelt rasen.
Spätestens jede halbe Stunde schrieen die Jungs voller Begeisterung „huiiiii“,
wenn die gesamte Zeltkuppel mitschwang. Ada und Vianne ließen sich davon zum
Glück nicht beeindrucken. Es wurde für die beiden Racker sowieso höchste Zeit
zum Schlafen. Also legten wir sie zusammen auf eine riesige Luftmatratze in
eine der beiden Schlafkammern unseres Familien-Iglu-Zeltes. Es war genau fünf
Minuten ruhig im Zeltinneren. Dann fanden die „Damen" heraus, dass man
hervorragend Trampolin springen kann auf der Luftmatratze. Sie kicherten und glucksten.
In einer Zeltausbuchtung erkannten wir ein Köpfchen, hier dehnte eine Hand die
Zeltplane, dort ein kleiner Popo. Nach mehrmaligen Versuchen, die Mädels zum
Schlafen zu bringen – angefangen von
freundlichen Bitten bis hin zu Drohungen und Geschimpfe –gaben wir schließlich
auf und machten uns über den Rotwein her. Irgendwann war auch der letzte „Hüpfer“
müde, und wider Erwarten schliefen wir alle tief und fest – zumindest bis um 5.30 Uhr am nächsten Morgen, als der erste Zug wieder
durch unser Zelt bretterte. Wir brachen noch am selben Tag auf Richtung
Frankreich, wo wir am Lac Annecy sowie am Lac de Saint Croix wunderbar ruhige,
wohlriechende und schön gelegene Stellplätze erwischten.
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