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26. November 2016

Echtzeit! Zweifel



12. Januar 2015

Je näher der Bestrahlungstermin rückt, desto unruhiger und zweifelnder werde ich. Was wissen die Mediziner eigentlich über Krebs? Schon viel, aber letztendlich viel zu wenig. Sie haben immer noch nicht die Ursache gefunden, bekämpfen lediglich die sichtbaren Tumore. Sie gehen unter anderem von genetischen oder epigenetischen Veränderungen aus. Diese Theorie hinterlässt aber ebenso viele unbeantwortete Fragen. Warum gibt es keinen Herzkrebs? Warum tauchen Metastasen häufig in Lunge und Leber auf, nicht aber im kleinen Finger? Warum kriegen Patienten mit unterschiedlichen Krebserkrankungen ähnliche Medikamente und Behandlungen, obwohl man mittlerweile weiß, dass sich die verschiedenen Krebsarten so sehr unterscheiden wie Herpes vom Beinbruch? Warum würden etliche Ärzte für sich selbst keine Chemotherapie in Anspruch nehmen (habe ich mal gelesen)? Und stimmt diese Aussage? Fahren sie diese aggressiven Therapien bei ihren Patienten, weil sie nichts anderes anzubieten haben? Schießen sie deshalb mit Kanonen auf Spatzen? Und die, die etwas anderes anzubieten haben, haben häufig keine Belege für die Wirksamkeit ihrer Mittel und Maßnahmen. Warum nicht? Es stehen genügend Gelder aus privaten Fonds zur Verfügung, die nur abgerufen werden müssten, um komplementärmedizinische Ansätze in klinischen Studien zu beweisen - oder zu widerlegen. Oder lassen sich manche Dinge gar nicht beweisen? Wir lassen uns heute so viel leiten von Aussagen, die sich auf Statistiken und Blutwerte beziehen. Dabei schauen die Ärzte zu oft nicht mehr auf den Menschen an sich. Eine gründliche Anamnese, ein Blick in die Augen, auf die Haut, auf das Innenleben - das, was früher Ärzte, Heiler, vergangene Kulturen praktiziert haben, kommt heute oftmals zu kurz. Statistiken, Werte, Zahlen bestimmen die Diagnose - nicht aber der menschliche Faktor. Diese Lücke füllen mittlerweile die Heilpraktiker/ Anthroposophen/ Alternativmediziner aus. Und sie haben großen Zulauf. Aber auch wir müssen lernen, uns richtig zu betrachten, in uns zu horchen. Das ist schwer. Oftmals heißt es, dass alternative Ansätze nur dann wirken, wenn der Patient nicht durch aggressive Therapien vorbelastet ist. Das setzt unter Druck. Aber klar: wenn ich mit einem lästigen entzündeten Fingernagel zu tun habe, fällt mir die Entscheidung leicht, mich in die Hände von Homöopathen, etc... zu begeben. Bei schweren Erkrankungen renne ich zum Arzt. Erst wenn mir dieser sagt, es gebe keine Therapie mehr für mich, wende ich mich wieder Alternativen zu. Ich glaube, ich habe nicht die Kraft, die Protonentherapie abzusagen.
Ich lese momentan so viel, dass ich schon selbst nicht mehr weiß, was ich denken soll. Ich weiß nur, das Querdenken nicht verkehrt ist. Micha meint, wir würden uns im Kreis drehen. Ich kann diese Gedanken aber nicht abschalten. Vielleicht schädigen wir Vianne letztendlich mehr mit den aggressiven Maßnahmen, vielleicht zerstören wir damit ihre letzte Chance auf die Aktivierung ihrer Selbstheilungskräfte (an die ich glaube). Vielleicht nehmen wir ihr die Chance auf ein paar unbeschwerte Monate, Jahre? Vielleicht schenken
wir ihr damit noch ein paar Monate, Jahre? Vielleicht ist die Protonentherapie ein Segen. Wenn ich Vianne sehe, kann ich nicht glauben, dass sie so krank ist. Ich schaue sie mir doch genau an, oder nicht? Richtig krank wirkte sie immer erst durch die Therapien. Unser Körper ist so intelligent und durchdacht angelegt, mit so vielen Kontroll- und Selbstheilungsmechanismen. Klar kann man argumentieren, Viannes Kontrollsystem habe schon mehrmals versagt, aber vielleicht hat es gar nicht versagt, sondern durchläuft nur langsam verschiedene Prozesse, die wir nicht verstehen. Vielleicht haben wir durch unser massives Eingreifen dazu beigetragen, ein empfindliches, ausgeklügeltes System aus dem Gleichgewicht zu bringen? So viele Menschen sterben letztendlich durch die Therapien und nicht durch die eigentliche Krebserkrankung. Viele sind nach den aggressiven Therapien jedoch auch geheilt. Aber zu welchem Preis? Zudem kann uns niemand eine Garantie auf Heilung nach der Behandlung geben, aber alle können die heftigen Nebenwirkungen aufzählen. Kann eine Heilung letztendlich auch ohne aggressive Maßnahmen erzielt worden? Vielleicht hört die Tumoraussaat von allein auf, allen Statistiken zum Trotz. Oftmals heißt es in der Medizin, dass das Medikament/die Behandlung bei x Prozent der Patienten anschlägt. Das heißt aber noch lange nicht, dass diese Patienten dann geheilt sind, sondern nur, dass sie drei Monate länger gelebt haben als diejenigen, die dieses Medikament/ diese Behandlung nicht bekommen haben – nur dass diese Monate oftmals geprägt sind von Nebenwirkungen und schlechter Lebensqualität. Micha hat Recht: wir drehen uns im Kreis. Denn ich habe letztendlich (noch?) nicht die Kraft, den schulmedizinischen Weg zu verlassen...irgendwie erbärmlich. Ich traue mich nicht, mich auf mein Gefühl zu verlassen, weil ich nicht weiß, ob mich mein Gefühl trügt. Ob es zu sehr vom Wunschdenken geprägt ist. Ich traue meinen Entscheidungen nicht mehr. Ich traue mir momentan nicht mehr. Ich bräuchte ein mächtiges Zeichen, um den Weg für uns (wieder) zu finden. Aber dafür müsste ich glauben. Und ich weiß noch nicht einmal, ob ich an irgendetwas glaube...

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