Mittwoch, 18.
Februar 2015
Es
besteht kein Zweifel mehr: es ist definitiv noch Resttumor in Viannes Köpfchen. Der Arzt bestätigte es während der
Nachmittagsvisite. Vianne hörte zu und saß blass und gefasst auf ihrem Bett.
Die Beinchen baumelten über den Bettrand. Nachdem der Arzt gegangen war, fragte
ich sie, ob sie verstanden hätte, was er gesagt hat. "Ja Mama, da ist noch
ein Stück in meinem Kopf." Keine Träne, nur diese wissenden, viel zu erfahrenen
Augen, die mich ernst anblickten. Ich musste mit den Tränen kämpfen.
"Maaama", meinte sie genervt, jetzt hör doch auf." Zum Glück kam
Andi kurze Zeit später, so dass ich nach draußen laufen konnte. Danach ging es
besser und ich hatte wieder Kraft, mit Vianne herum zu albern. Andi sucht händeringend
nach einem Ausweg und hat viele gute Ansätze hervorgetan und zu den
entsprechenden Stellen/ Personen ersten Kontakt aufgenommen - vom energetischen
Heiler bis hin zu Studien mit dendritischen Zellen. Ich bin ihr sehr dankbar
dafür, ich habe diese Kraft momentan
nicht. Aber wir werden die Ansätze in den kommenden Tagen aufgreifen. Morgen
steht das Wirbelsäulen-MRT an. Danach dürfen wir nach Hause. Je nach Ergebnis werden
die Ärzte weitere Vorgehensweisen anbieten. Sollten sie neue Metastasen an der
Wirbelsäule finden, müssen wir gar nicht erst über eine Nach-Operation
nachdenken.
Heute
haben sich Ada und Vianne nach mehreren Tagen das erste Mal wiedergesehen. Sie
tauschten ihre neuen Kuscheltiere für ein bis zwei Nächte aus. Sie nahmen sich
gegenseitig ganz fest in den Arm - und dann wurde gespielt. Zuhause hatte mir
Ada erst heute Morgen wieder erklärt, wie "laaaaangweiiiiliiiiig" es
doch ohne Vianne ist. Sie wüsste gar nicht, was sie spielen sollte. Einträchtig
schlürften sie im Krankenhaus-Spielzimmer eine Erdbeermilch aus ihren
Strohhalmen. Später fuhren sie mit Viannes Krankenhausbett nach ganz oben.
"Wow, wie hoch, wie ein Hochbett", quiekten sie vergnügt. "Was
für ein Ausblick, Ada", meinte Vianne ehrfürchtig, während sie aus "unglaublichen"
1,40 Meter Höhe vergnügt durch die Gegend guckte. Ada interessierte sich mehr
für die neue Pferde-Zeitung.
Andi
hat es heute geschafft, mir wieder mehr Mut zu machen. Und mein Mut überträgt
sich auf Vianne. Das ist wichtig - das ist gut. Sie wirkt zwar immer so gefasst
und tapfer, aber zwischendurch bricht sie wegen Kleinigkeiten in Tränen aus -
das zeigt mir, dass auch sie mental wackelt. Heute habe ich es geschafft,
Vianne vorm Einschlafen noch wichtige Worte mit auf den Weg ins Traumland zu
geben. "Hör mir gut zu, wir schaffen das. Schließlich willst du dir doch
bald einen Tornister aussuchen und zur Schule gehen." Sie nickte lachend.
Das ist unser Ziel! Ich sehe Vianne einträchtig neben Ada morgens im Halbdunkel
zur Schule
laufen
- mit wunderbar leuchtenden rosa-roten Ranzen.
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