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26. November 2016

Echtzeit! Protonentherapie Tag 2+3



Freitag, 30. Januar 2015

Die Kraft ist zurück – zum Glück. Irgendwie scheine ich meine Reserven in der Nacht nach dem ersten Bestrahlungstag wieder aufgefüllt zu haben. Ich habe tief und fest geschlafen. Als ich am nächsten Morgen erwachte und in die weiße Winterlandschaft hinausschaute, fühlte ich mich leichter, unbelasteter, vom Schrecken des ersten Therapietages befreit. Vianne ging es zum Glück gut, Kopfschmerzen und Übelkeit waren vergangen. Gegen viertel vor zehn machten wir uns auf den Weg Richtung PSI – aber wir kamen nicht weit. In Waldshut staute sich der Verkehr, teilweise standen wir mehrere Minuten, in denen sich gar nichts tat. Es war mittlerweile zehn Uhr, und wir hatten noch nicht einmal die Grenze erreicht. Eine Tagesbaustelle auf der Hauptstraße war verantwortlich für dieses Verkehrschaos. So kamen wir "Experten" gleich am zweiten Behandlungstag zu spät (aber nur 20 Minuten). Na ja, wer mich kennt, den wird es nicht wundern. Kurz bevor wir das Forschungsgelände erreichten, rief mich die Anästhesistin an und fragte, wo wir blieben. Arghhh! Es war aber nicht weiter schlimm. Sie hatten blöderweise sowieso eine Leerlaufzeit gehabt, weil sie am Tage zuvor vergessen hatten zu sagen, dass wir 15 Minuten eher kommen können.
Vianne schlief gestern von dem Narkosemittel ruhig ein. Es war leichter, weil kein neuer Zugang gelegt werden musste, der alte vom Vortag auf ihrem rechten Handrücken funktionierte noch gut. Ada und ich vertrieben uns die Wartezeit mit mehreren Runden Memory, dem Bau eines architektonischen "Meisterwerkes" aus Legobausteinen, einem zweiten Frühstück, Vorlesegeschichten und einem Film auf meinem Laptop. Vianne kam gut aus der Narkose. Die Behandlung hat nicht so lange gedauert wie am ersten Tag, da sie zu Beginn immer noch ein Lagerungs-CT machen. Das fiel am 2. Tag weg. Es regnete in Strömen, als wir das Gelände schließlich verließen. Unsere Unterkunft liegt auf 600 Meter, und je höher wir kamen, desto mehr verwandelte sich der Regen in Schnee, bis schließlich große Flocken fielen. "Mama, sieh mal, ein Schneesturm", riefen Ada und Vianne begeistert. Ganz Gaiß lag unter einer dicken weißen Schneedecke. Wunderschön! Ich war so froh, nicht im verregneten Tal zu wohnen. Gerade angekommen, zogen mich die Mädels erst einmal zum Stall. Sie wollten den Pferden "Hallo" sagen. Leider kamen wir nur von hinten an sie heran und  konnten uns ihre dicken Pferdepopos ansehen. Vorne war die Stalltür leider verschlossen. Aber wir wurden mit einem lauten Wiehern begrüßt. In der Wohnung gönnte ich mir erst einmal einen heißen Kaffee, und wir machten uns eine leckere Obstschüssel zurecht. Dann schlüpften wir in unsere Schneeanzüge und bauten eine riesige Schneefrau ("Mama, wir wollen ein Mädchen") im Garten: Rosalea. Leider hat der Schneesturm Rosalea in der Nacht umgeworfen. Wir bauen sie heute einfach wieder auf! Abends – gerade rechtzeitig zum warmen Essen – traf Andi ein, aus dem tiefsten Winterwald. Leider steckte sie rund 25 Km vor Gaiß auf der tief verschneiten Landstraße in einem Stau fest. Absoluter Stillstand, anscheinend kam ein LKW nicht weiter und stand quer. Sie hängte sich schließlich an einen Ortskundigen und fuhr über verschlungene einsame (Um-)Wege zu uns. Was für eine Wiedersehensfreude! Ada und Vianne wussten gar nicht, was sie Andi zuerst zeigen und erzählen sollten. Wir verbrachten einen kurzweiligen Abend bei einem guten Glas Rotwein.
Heute Morgen ist Andi mit Ada in der Ferienwohnung geblieben, während ich mit Vianne am PSI war (heute waren wir sogar pünktlich). Wieder schlief sie ruhig zur Musik der Eiskönigin ein. Ihr Unterbewusstsein muss es gut abgespeichert haben, denn als ich sie nach dem Aufwachen fragte, wovon sie geträumt habe, erzählte sie von dem Eispalast und Elsa. Tag 3 von 30 ist geschafft! 20 Mal wird die komplette Neuroachse bestrahlt (ganzer Kopf und Wirbelsäule), die letzten 10 Mal "nur" noch der Kopf. Jeden Tag rechne ich damit, die ersten Auswirkungen/ Nebenwirkungen zu sehen. Ich hoffe, wir bleiben noch etwas länger davon verschont. Wann genau die Spätfolgen auftreten, kann keiner so genau vorhersagen – nur dass sie sich im Laufe der Jahre verstärken. Heute Morgen fragte mich Vianne, ob sie heute das letzte Mal zu "Radio-Robby" müsse. "Nein, Schatz, wir müssen noch ganz oft zu ihm, mit heute noch 28 Mal", antwortete ich ehrlich und ernst. "Ok", sagte sie unbekümmert und hüpfte davon… Was für eine Freude: heute waren die beiden "Schwarzwälder", deren Hinterteil wir gestern im Stall besucht haben, auf der Koppel. Ada und Vianne haben die robusten Zossen mit unseren Möhren gefüttert (deswegen musste sich Rosalea auch nur mit einer Holznase zufrieden geben). Die Pferde haben es sich jedenfalls schmecken lassen. "Wir haben uns jetzt richtig angefreundet", meinte Vianne daraufhin enthusiastisch. Gegen Abend sind Viannes Kopfschmerzen leider wieder gekommen, so dass ich ihr den Schmerzsaft geben musste. Sie sieht müde und etwas mitgenommen aus. Appetit hat sie auch keinen. Jetzt schlafen beide Mädels.

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