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26. November 2016

Echtzeit! Jubel, Trubel, Heiterkeit



 22. November 2014


Gestern war ein grandioser Tag - voller Jubel, Trubel, Heiterkeit. Obwohl gestern unser MRT-Tag war. Früh morgens schlich ich ins Kinderzimmer und weckte Vianne zeitig. Ich erklärte ihr, dass sie so früh raus müsse, weil wir noch mal in die Klinik zum "Foto machen" müssen. "Okay!", meinte sie lediglich. Dabei hatte ich mich auf ein schreckliches Gezeter eingestellt. Zum einen, weil sie so früh aufstehen sollte, zum anderen, weil es dann auch noch für das MRT wäre. Aber nein, sie krabbelte gut gelaunt aus ihrem Bett. Wir fuhren los und kamen sogar pünktlich um acht Uhr in der Kinderklinik an. Schon auf dem Flur spielte sie mit den Holz-Schiebe-Elementen an der Wand. "Schau mal, Mama, wie groß ich geworden bin, ich komme sogar schon an den Frosch!", rief sie stolz. Dann klebten wir die Emla-Pflaster (zur Betäubung) auf Handrücken und in die Armbeuge, damit das Stechen beim Zuganglegen nicht so schmerzt.  Anschließend las ich ihr etwas vor, während sie zwei Marmeladenbrote futterte. Alles war sehr entspannt. Micha wollte schnell nachkommen, nachdem er Ada im Kindergarten abgeliefert hatte. Wieder brauchte der Arzt zwei Versuche, um die Vene zu treffen. Gut, dass wir vorsorglich zwei Emla-Pflaster geklebt hatten. Micha kam auf die Station und kurze Zeit später marschierten wir zur Radiologie. Während ich uns anmeldete, faxte Micha mit Vianne herum. Ich  hörte sie die ganze Zeit kichern - was für ein schönes Geräusch. Die beiden diskutierten, wofür denn eigentlich der Zugang im Handrücken sei. Micha meinte, zum Pipimachen, was bei Vianne ein weiteres Kichern auslöste. Ich war der Meinung, darüber könne man Fanta schlürfen. Vianne weiß natürlich, dass über den Zugang das Kontrastmittel für die Aufnahmen eingeleitet wird. Aber es macht Spaß, sich lustigere Alternativen auszudenken. Als uns die Schwester schließlich in die Umkleidekabine holte, grinste sie über beide Ohren. Ich verfolgte Vianne gerade mit ihrem Einhorn. Ich glaube, wir waren sehr laut beim Rumalbern... Dieses Mal ging Micha wieder mit. Sobald sich die Tür hinter den beiden schloss, überfiel mich diese Unruhe. Ich holte mir einen Kaffee, streifte durchs Foyer, ging wieder zurück, blätterte durch eine schlechte Zeitschrift. Warum dauerte es so lange? Sie wollten doch nur einen kleinen Bereich der Wirbelsäule anschauen. Meine Gedanken überschlugen sich. Konnten die Ärzte gerade in diesem Moment einen neuen Tumor sehen? Oder reagierte Vianne vielleicht allergisch auf das Kontrastmittel? Gerade eben war doch eine weitere Ärztin in den MRT-Raum gegangen. Kurz bevor sich noch schlimmere Szenarien in meinem Kopf

einnisten konnten, ging die Tür auf und Vianne hüpfte mir freudestrahlend entgegen. Sie hatte einen großen Plüschvogel in der Hand. "Wow, ein Geier", sagte ich zu ihr. "Neeeee! Das ist ein Seeadler, Mama", meinte Vianne entrüstet. Irgendwie war mir mental wohl eher nach "Geier" als nach "Adler" gewesen, obwohl es unverkennbar ein Adler war. "Und?", flüsterte ich Micha zu. "Wie war's? Kann man schon was sagen?" Micha erzählte, dass er gerade kurz mit einem (uns unbekannten) Arzt sprechen konnte, und der hätte gemeint,

der kontrastmittelanreichernde Bereich sehe in der neuen Aufnahme ganz anders aus. Das wäre ein gutes Zeichen, denn wenn es wirklich ein Tumor wäre, wäre das Bild das gleiche wie auf der letzten Aufnahme. Den letztendlichen Befund müsse man allerdings noch abwarten. Ein erster Hoffnungsschimmer machte sich breit. Vianne hüfte auf Micha zu, gab ihm einen dicken Schmatzer auf den Mund und meinte verzückt: "Du warst mit mir im MRT!".

Micha fuhr zurück ins Büro, Vianne und ich streiften durch das Krankenhaus-Foyer, wo unser Elterntreff einen Weihnachtsbasar veranstaltete. Alle hatten ein paar liebe Worte für Vianne übrig. Ich kaufte ihr selbstgemachte Schoko-Crossies, die sie gleich naschte. Sie bekam noch einen selbstgestrickten Schal -

zufällig genau passend zu ihrer Lieblingsmütze - vom Elterntreff geschenkt. Sie strahlte alle mit ihrem schokoverschmierten Mündchen an. Danach kauften wir das obligatorische Heft am Kiosk und machten uns auf den Heimweg. Sie war einfach nur bezaubernd und vertilgte komplett die restlichen Schoko-Crossies.

Egal! MRT-Tag war Zuckertag. Um 14 Uhr brachte ich Ada und Vianne zum Kindergarten-Schwimmkurs. Nachdem sie zwei Wochen wegen des Infekts nicht hatten teilnehmen können, freuten sie sich umso mehr auf das Schwimmen. Zum Abholen kam ich extra ein paar Minuten eher, um sie noch im Wasser zu sehen. Wasfür eine Überraschung! Ada machte ihre ersten selbständigen Schwimmzüge. Sie war so stolz - und ich erst. Meine kleine mutige Große! Dass Seepferdchen kann kommen. Mitten im turbulenten Umziehen klingelte mein Handy. Dr. B. war dran. Er sagte nur einen Satz: "Alles in Ordnung." Weder hörte ich den Trubel der Kindergartenkinder, noch nahm ich das Surren des Föns war, noch spürte ich die Hitze in der Umkleidekabine. Ich hörte nur eins: Kein neuer Tumor im Rücken. Lediglich die Blutgefäße hatten Kontrastmittel angenommen, die erste verwackelte Aufnahme hatte aus den Blutgefäßen einen Schatten gemacht. Ein Bildfehler! Unendliche Erleichterung.

Abends besuchten wir den Adventsmarkt in der Gärtnerei einer Freundin. Es gab eine kleine Feuershow, Glühwein, Kinderpunsch, Waffeln und Würstchen. Wir waren wie befreit - ein toller Tag voller Jubel, Trubel, Heiterkeit....

Heute haben wir "Vita" besucht, unsere kleine, sieben Wochen alte Karthäuser-Katze, die wir in wenigen Wochen zu uns nehmen werden. Vianne, Ada und Luke hatten sich so sehr eine Katze gewünscht, dass wir Eltern schließlich nachgegeben haben. Micha und ich sehen sie als "Therapiekatze". Sie erwärmt einem wirklich das Herz und wir glauben, dass sie den kleinen Kinderseelen sehr gut tun wird. Lange haben wir nach einem Namen gesucht. Vianne schlug schließlich "Vita" vor. Wie sie auf den Namen gekommen sei, fragten wir erstaunt. Er wäre ihr einfach eingefallen, antwortete sie. Sie weiß nicht, dass Vita Leben bedeutet. Was für ein passender Name...

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