6. Dezember 2014
Wir
haben unser Nikolaus-Geschenk schon am 5. Dezember erhalten - wir glauben
zumindest, dass es ein Geschenk ist. Folgende Nachricht erreichte uns von
unseren Dortmunder Onkologen: "Liebe Familie Stember, in dieser Woche haben wir nach Ihrer Email
uns an verschiedenen Stellen beraten, und wir möchten kurz die Ergebnisse
zusammenfassen:
1.
PSI (Paul-Scherrer-Institut/ Schweiz)
Die
Therapeuten dort sehen sich "in der Pflicht", Vianne eine
Re-Bestrahlung zu ermöglichen (Achtung: ein mögliches Problem kann aber die
Übernahme der Finanzierung sein). Sie würden primär eine kraniospinale Bestrahlung
vorschlagen, wären aber von technischer Seite auch für eine ventrikulo-spinale
Bestrahlung offen. Eine rein spinale Bestrahlung halten sie nicht für
zielführend; dann eher Verzicht auf Bestrahlung und Bestrahlung nur im Falle
neuer Herde. Allerdings würden sie das Nebenwirkungsspektrum einer ventrikulo-spinalen
Bestrahlung nur unwesentlich geringer als das einer cranio-spinalen Bestrahlung
sehen. Die Kollegen könnten dort für den 16.12. einen Planungstermin
reservieren, die organisatorischen Aspekte, u.a. mit der Krankenkasse wären
aber vorher zu klären...."
Ich
war aufgeregt, ich war erleichtert: Die Schweizer wollen Vianne wieder mit
Protonen bestrahlen. Wahnsinn! Ich ziehe meinen Hut - sie bieten einen Ausweg.
Sie trauen sich an diese komplizierte Behandlung heran, obwohl sie nicht
müssen. Aber sie "fühlen sich verpflichtet". Wahnsinn! Menschlich
absolut spitze. Das Essener Protonenzentrum ist noch nicht so weit, sie haben
lange unseren Fall diskutiert. Aber ihnen fehlen noch die Erfahrungswerte und
sie können uns deswegen keine Behandlung anbieten. Das verstehe ich und das
finde ich auch ehrlich. Sie sind ja erst kürzlich mit den "normalen"
Protonenbestrahlungen gestartet. Die Leitung, Prof. T., stand uns am Freitag
telefonisch mit Rat und Tat und hohem Einfühlungsvermögen zur Seite und konnte
uns etwas die Angst vor der Behandlung nehmen. Plötzlich geht alles
so schnell. Am 16.12. sollen wir zur Behandlungsplanung in die Schweiz kommen,
bis zum 10.12. muss die Kostenübernahme unserer Krankenkasse vorliegen. Dr. B.
hat alles in die Wege geleitet. Viannes MRT-Termin vom Schädel wurde auf
Mittwoch, 10. 12. vorverlegt. Sollten sie einen neuen Tumor entdecken, wären
die Bestrahlungspläne sowieso erst einmal hinfällig. Oh Mann, ich weiß gar
nicht, wohin mit mir. Ich bin innerlich so aufgewühlt. Wir haben bei Vianne
ganz sacht vorgefühlt, ob Radio-Robby (so haben wir ihr damals die Protonenbestrahlung
erklärt) noch mal kommen dürfe. "Na klar", meinte sie völlig
unbekümmert. Der 10. Dezember wird ganz entscheidend für unsere Zukunft sein:
Wird die Krankenkasse noch einmal die Kosten bewilligen? Werden die Radiologen
an diesem Tag einen neuen Tumorherd in Viannes Köpfchen sehen? Ich bin froh,
dass heute erst Samstag ist. Ich weiß nicht, wie ich den Mittwoch überstehen
soll. Aber es geht ja immer - irgendwie.
Wir
hatten heute einen tollen Nikolaustag. Morgens haben Micha, Luke und ich einen
kleinen Ausflug in den Wald gemacht. Ich liebe den Wald, seine Gerüche, Farben,
die Ruhe. Wir haben etwas Moos für unsere Deko gepflückt und Luke hat sein
neues Schnitzmesser ausprobiert. Ada und Vianne waren nicht dabei, denn ich hatte
sie bereits am Freitag zu Andi und Ralf gebracht. Sie durften dort übernachten
- was für ein Highlight. Sie sind so gerne dort. Noch am selben Tag haben sie
sich begeistert über Andis Weihnachtskartons voller Sterne, Engel,
Weihnachtsmänner, bunter Kugeln hergemacht und das ganze Haus (nach ihrem Geschmack)
dekoriert. Heute sind sie zusammen zum Schwimmen ins Aquamagis gefahren. Am
späten Nachmittag kamen sie zurück - schließlich hatte sich unser persönlicher
Nikolaus angekündigt (André, du bist der beste tanzende Nikolaus, den ich
jemals gesehen habe! DANKE!!!! Es war so lustig). Er hatte über jedes Kind gute
wie verbesserungswürdige Dinge zu berichten. Noch am Morgen meinte Jesse ganz
lapidar, Nikolaus wäre doch "bescheuert". Das bekam er dann natürlich
gehörig "aufs Brot geschmiert". Ada und Viannes
Augen glänzten, als es laut an der Tür pochte und der Nikolaus um Einlass bat.
Sie haben André nicht erkannt - er war aber auch wirklich gut verkleidet.
Trotzdem hatten sie überhaupt keine Scheu, die beiden selbstbewussten Mäuse. Als
der Nikolaus über Adas Verfehlungen sprach, rief Vianne plötzlich dazwischen:
"...und sie petzt auch immer!" Wahre Geschwisterliebe ! Am Abend hat
Micha uns noch alle mit köstlichen Hühnchenspießen und Bruscetta verwöhnt,
bevor sich Andi und Ralf auf den Weg nach Hause und Ada und Vianne auf den Weg
ins Bett machten. Jesse, Luke, Micha und ich spielten noch eine Runde Montagsmaler:
Luke und ich haben übrigens nur verloren, weil sich Micha und Jesse so tolle
Begriffe wie "Abzweigung"
oder "Kanalisation" ausgedacht hatten, die Fieslinge. Nun kehrt Ruhe
ein - äußerlich wie innerlich.
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