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26. November 2016

Echtzeit! Ranzenglück


 Freitag, 6. März 2015


Seitdem der Infekt abgeklungen ist geht es Vianne merklich besser. Oder hat es doch etwas mit den Besuchen beim Heilpraktiker/geistigen Heiler zu tun? Wir wissen es nicht, aber es ist auch egal, solange es ihr gut geht. Am Mittwoch war Vianne das erste Mal seit langem wieder im Kindergarten - eine Stunde lang. Sie hat sich zwischen ihren kleinen Freundinnen so wohl gefühlt, und ich durfte ein glückliches kleines Mädchen abholen. Am Dienstag ist sie dann gemeinsam mit Ada bis zum Mittagessen geblieben. Es hat gut geklappt. Sie kann zwar nicht immer so mithalten, aber sie lässt sich auch nicht unterkriegen. Als die übrigen Kinder Katze spielten und auf allen Vieren davon krochen, humpelte sie auf drei "Pfoten" hinterher. Und dabei wirkte sie weder unglücklich noch betrübt. Ihre Hand hat die Stützkraft noch nicht wiedererlangt. Aber es wird besser. Die Handmotorik kommt zurück. Sie kann schon wieder greifen und loslassen. Heute habe ich sie beobachtet, wie sie in jeder Hand ein Tuch hielt, während sie tanzte. Das sind kleine Glücksmomente.

Gestern haben wir Schultornister gekauft. Was für eine Aufregung. Mit dem Ranzen auf dem Rücken konnte ich mir das erste Mal wirklich vorstellen, dass meine Mädels im August in die Schule kommen. Wie stolz beide waren, als sie im Laden mit den unterschiedlichsten Modellen auf und ab flanierten. 


Ada hat sich letztendlich einen rosafarbenen Tornister mit Reh, roten Punkten und Pilzen ausgesucht, Vianne einen apfelgrünen mit pinkfarbenem grazilem Muster und zwei niedlichen Koalabären obendrauf. Während des Einkaufs bekam ich einen Anruf aus dem Dortmunder Strahlenzentrum. Wir konnten bereits am nächsten Tag - am heutigen Freitag - zum Aufklärungsgespräch, zur Terminabsprache und "Probeliegen" vorbeikommen. Mit Ada im Schlepptau mischte Vianne "den Laden" innerhalb kürzester Zeit auf und galoppierte mit ihrem Playmobil-Pferdchen über die Handläufe an den Wänden. Besonderen Spaß fanden die Damen daran, den elektrischen Türöffner andauernd zu bedienen. Anschließend rannten sie etliche Male den kameraüberwachten Gang rauf und runter, um sich zeitverzögert auf dem Computer-Monitor betrachten zu können. War ich froh, dass Micha dabei war. Durch gemeinsamen Einsatz schafften wir es doch noch ganz gut, dem Arztgespräch zu folgen. Aber es wäre auch egal gewesen, wenn wir weniger mitbekommen hätten: die Gespräche sind uns einfach viel zu vertraut. Wir kennen das Procedere, Daten und Fakten, Nebenwirkungen und Langzeitfolgen. Traurig - aber wahr. Die Ärzte und Mitarbeiter gingen erfahren und gezielt auf Vianne ein, so dass sie schnell Vertrauen fasste und nach anfänglichem Gezicke (der Maltisch wackelte, was sie unglaublich nervte, Ada gab ihr nicht den Buntstift, ...) gut mitmachte. Sie ließ sich, nachdem Ada es tapfer vorgemacht hatte, einen "Strumpf" über den Kopf stülpen, der später unter der Maske sitzt. Irgendwann hatten Ada, Vianne und Micha solch eine Strumpf auf, spätestens da konnte ich mir ein Grinsen nicht mehr verkneifen. 
 
Da im Simulator gerade eine Testreihe gefahren wurde, legte sich Vianne zum ersten "Probeliegen" auf den Tisch vor den Computermonitoren. Später durfte sie noch auf der richtigen Behandlungsliege Platz nehmen und ließ sich, noch ein wenig skeptisch guckend, auf und ab fahren. Sie soll die Bestrahlungen des Rückenbereichs wach meistern - ohne Narkose. Ich traue es ihr zu. Der erste Versuch heute lässt hoffen. Die Dortmunder legen sich mächtig ins Zeug. Während Dr. B. mir am Donnerstagabend den Zwischenstand der Planungen per Mail mitteilte (total nett und über das herkömmliche Engagement hinausgehend - finde ich), hatten wir bereits den ersten Vorbereitungstermin im Strahlenzentrum vereinbart. Es läuft. Am Montag haben wir den nächsten Termin zur Anfertigung der Maske - zur Fixierung und korrekten Lagerung unter der Bestrahlung. 25 Mal sind geplant. Hoffentlich verschafft uns die Bestrahlung Zeit. Nüchtern und klar steht in dem Aufklärungsbogen: "Hochpalliative Indikation". Vor der Maskenanfertigung haben wir noch ein Treffen mit unserem Heilpraktiker/ geistigen Heiler. Ich glaube immer mehr daran, dass er Vianne gut tut. Aber vielleicht klammere ich mich auch nur an diese Hoffnung. Die Zeit wird es letztendlich zeigen.... Wie Astrid Lindgren es schon so treffend formulierte: "Lass dich nicht unterkriegen. Sei frech und wild und wunderbar! Liebe Vianne: Sei genau so!

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