Dienstag, 10.
Februar 2015
"Ja
oder Nein?" - diese eine Frage stand heute beim Gespräch mit dem
Neurochirurgen im Mittelpunkt. Wir haben uns alle für ein "Ja"
ausgesprochen: am Donnerstag operiert er Vianne, bereits morgen müssen wir für die
ganzen Aufklärungsgespräche und Voruntersuchungen in der Klinik sein.
"Aber erst möchte ich noch den Hund sehen", stellt Vianne vor den
anwesenden Ärzten klar. Morgen kommt ein Hund zu Besuch in den Kindergarten -
im Rahmen des Vorschulprogramms. Am Montag hatten die Kindergartenkinder schon
die theoretische
Einführung. Seitdem wird der Vierbeiner sehnsüchtig erwartet. Die Sache mit dem
Hund geht klar von Seiten der Ärzte - wir reisen erst am frühen Nachmittag in
Essen an. Vianne wirkte bei dem heutigen Gespräch mit Prof. S. und dem
Onkologen ziemlich unbeteiligt und futterte einen Keks, wobei sie eine deutliche
Kekskrümelspur in Prof. S. Räumen hinterließ. Dass wiederum eine Operation
ansteht, schien sie (noch) nicht zu belasten. Ich weiß nicht, was in ihrer
Kinderseele vor sich geht. Sie wirkt nicht ängstlich, sie wirkt nicht
gestresst. Ada hat geweint, als sie hörte, dass wir wieder mit Vianne in die
Klinik müssen. Ich habe Angst vor der Operation, aber ich sehe sie auch als
Chance auf eine symptomfreie Zeit. Nichts tun ist keine Option. Ich bin froh,
dass dieser Schwebezustand beendet wird, dass er bald beendet wird. Ähnlich wie
Prof. S. habe ich das Gefühl, dass wir nicht mehr allzu lange mit der Operation
warten dürfen. Es ist gut, dass er parat steht, trotz des Risikos, mit dem
dieser schwere Eingriff wieder verbunden ist.
Heute
haben wir Cakepops gebacken - ohne Zucker (aber mit ein paar bunten
Zuckerstreuseln oben drauf - diesen Kompromiss musste ich schweren Herzens
eingehen). Dann überraschte uns noch Adas und Viannes kleine Freundin mit einem
Kurzbesuch. Sie brachte eine CD, die Ada und Vianne so sehr lieben: Vor dem Fernseher
wird nach vorgegebenen Bewegungen getanzt - es war so niedlich. Heute Abend
mussten die beiden ihrem Papa noch eine Vorstellung geben. "Du Mama, das
ist auch gut - mit dem Tanzen und der 'Gömnastik', dann kann ich meinen Arm
trainieren", überlegte Vianne. Micha half den Mädels später beim
"Bettfertigmachen". Er kam die Treppe runter. In seinen Händen hielt
er etliche
Haarbüschel: Viannes Haare gehen aus. Von der Bestrahlung? Von dem
Antiepileptikum? Von dem magenschonenden Mittel gegen das Kortison? Von allem
zusammen? Sie weinte. Sie wolle ohne Haare nicht in den Kindergarten - auf gar
keinen Fall. Erst wenn sie wieder nachkommen. Es tut mir in der Seele weh. Ich versicherte
ihr, dass sie wunderschön sei, ob mit oder ohne Haare. Ich erklärte ihr, dass
ihre Haare (wahrscheinlich) wiederkommen. Wir müssen abwarten. Vielleicht verliert sie auch nicht
alle Haare. Es ist so nebensächlich und doch so wichtig.
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