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5. Dezember 2016

Echtzeit! Lichtteilchen



13. März 2015


Die erste Bestrahlung mit Photonen, mit diesen kleinen unsichtbaren, geruchlosen, geräuschlosen Lichtteilchen, die auf einer Welle reiten, ist geschafft. Anders als bei der Protonentherapie kann Vianne auf dem Rücken liegen, obwohl dieser bestrahlt wird, denn die Teilchen gehen durch die Behandlungsliege durch. Die Rückenlage ist im Wachzustand sicherlich angenehmer. Um viertel vor eins ging es heute los. Erst wurde eine Simulation gefahren, die Vianne fast schon fachmännisch mitmachte. Als ein Tätowierpunkt (zur Orientierung) auf die Haut gesetzt werden sollte, bekam sie allerdings Angst, weinte und strampelte. Der Arzt entschied sich zum Glück um - und malte ihr lediglich einen schwarzen wasserfesten Punkt in Brusthöhe auf. Danach gingen wir hinüber zum eigentlichen Bestrahlungsgerät, mussten allerdings noch eine kleinen Moment im Wartezimmer ausharren. Vianne hatte "Hoppel", ihren Kuschelhasen, ein Geschenk von Oma und Opa, dabei. Micha und ich machten die ganze Zeit Quatsch mit "Hoppel", der so gerne ein richtiger Osterhase sein wollte wie seine großen Hasenfreunde. Allerdings war er noch zu ungeschickt, und die Eier platschten ihm immer wieder auf den Boden. Wir hatten zufällig ein echtes, leuchtend-orange-rotes Ei dabei, welches Vianne zuvor beim Bäcker bekommen hatte. Irgendwann verschlang "Hoppel" das ganze Ei (sein zweites Manko war, dass er unglaublich gefräßig war), aber es kam zum Glück immer wieder unten raus. Ja, wir machten uns förmlich "zum Affen" (natürlich waren wir nicht allein im Wartebereich), aber wir würden es immer wieder tun, nur um Viannes süßes Gekicher zu hören. Und sie kicherte...und kicherte...und kicherte. Ganz angenehm im Gedächtnis geblieben ist uns ein älterer Herr, der vor uns behandelt worden war. Beim Hinausgehen lächelte er uns äußerst liebenswert an. So viel Wissen und Erfahrung lag in seinem Blick. Freundlich erkundigte er sich, ob es "ihre" erste Bestrahlung sei. Er strahlte dabei eine angenehme, fast schüchtern wirkende Zurückhaltung aus, wirkte andererseits aber komplett in sich ruhend und weltoffen. Zum Abschied wünschte er uns alles Gute. Er sprach nicht viel, aber das, was er sagte, kam an. Ich glaube, er ist ein ganz besonderer Mensch. Solche Begegnungen, die einem das Leben plötzlich auf die Bühne zaubert, tun der Seele gut.

Das Einspannen in die Maske zur eigentlichen Bestrahlung fand Vianne unangenehm. Die Maske sitzt sehr stramm. Wir mussten kurz unterbrechen, sie setzte sich auf und war erst für den zweiten Versuch bereit, als "Bibi und Tina" als Hörspiel eingeschaltet wurde. Zuvor lief das verkehrte Hörspiel - da ist sie eigen. Nach wenigen Minuten war der Spuk vorbei. Wir durften die Bestrahlung vom Kontrollraum aus verfolgen. Vier Ärzte/ Radiologen/Fachkräfte waren anwesend. Zwei bedienten die Technik über die Computer, zwei kontrollieren die eingegebenen Befehle - ein reiner Sicherheitsaspekt, um menschliches Fehlverhalten zu minimieren.

Noch im Hinausgehen futterte Vianne das gekochte Ei genüsslich auf. Das ist gut, denn sie isst momentan wenig. Wir müssen damit rechnen, dass nach mehreren Bestrahlungen ihre Speiseröhre gereizt sein wird (wie gesagt, die Photonen gehen komplett durch), vergleichbar mit einem inneren Sonnenbrand. Dann wird sie sicher noch zaghafter Essen, deshalb päppeln wir sie derzeit etwas auf. Zum Glück klingt diese Reizung der Speiseröhre auch wieder ab.

Vor der Bestrahlung hatten wir wieder einen Termin bei unserem  Heilpraktiker/Heiler. Unter der Behandlung bewegte Vianne wieder minutenlang entspannt die Finger ihrer rechten Hand. Das war mir bereits beim vorherigen Termin aufgefallen. Ich traue es kaum auszusprechen: irgendetwas tut sich. Ich weiß nicht was, ich weiß nicht so richtig warum, aber es tut sich etwas. Es tut sich etwas, was ihr anscheinend gut tut. 
Zurück zuhause reichte uns die Nachbarin ein dickes Paket entgegen, das sie freundlicherweise angenommen hatte: Viannes Tornister! Adas hatten wir bereits seit Dienstag Zuhause, ich hatte ihn aber erst einmal zur Seite gestellt, bis Viannes eintraf. Den restlichen Nachmittag spielten beide Mädels "Schule", räumten ihre Taschen 1.000.000 Mal ein und wieder aus, machten "Hausaufgaben" und führten jedem Familienmitglied stolz ihre Ranzen vor. 


Dass Andi bei uns war, machte den Nachmittag noch schöner. Am Montag geht's mit der Bestrahlung weiter - und mit dem Heilpraktiker.

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