11. April 2015
Wir
haben nur noch sechs Bestrahlungen vor uns. Auch hier hat sich eine angenehme
Routine eingeschlichen. Im Wartezimmer sehen wir häufig dieselben Gesichter,
keine Kinder, allesamt Erwachsene. Alle haben schwerwiegende Erkrankungen,
sonst wären sie nicht hier, dennoch entwickelt sich ein lockerer Smalltalk. Vianne
bezaubert durch ihre liebenswerte Art, durch ihren regen Verstand. Von Scheu
keine Spur. Sie zeigt allen Anwesenden - Ärzten wie Patienten - ihre Begleiter.
"Hoppel", ihr Lieblingshase, ist ständig dabei und hat
noch keine Bestrahlung verpasst. "Tinkerbell", ihre neue Barbiepuppe,
durfte hingegen das erste Mal mitkommen. Stolz hat sie vor einigen Tagen ihre
neue Kopftaschenlampe präsentiert. Dermaßen ausgestattet stapfte sie
selbstbewusst zur Bestrahlungsliege. Und auch ihre neue Playmobil-Fee samt
Zauberpferd durfte sie schon begleiten. Alle haben immer einen großen Auftritt
und müssen ausreichend vom medizinischen Personal beachtet werden, dafür sorgt
Vianne schon. Unsere kleine Kämpferin bringt Licht in diese eher düstere
Therapiewelt. Erst kürzlich betrat sie den Vorraum, sagte kein Wort, blickte
forschend in die Runde, setzte in aller Ruhe ihre neueste Errungenschaft auf
dem Fußboden ab und trat nach Aktivierung demonstrativ einen Schritt zurück.
Ein singender Plüsch-Osterhase hopste und wackelte daraufhin durch den Raum, so
dass die
gesamte Belegschaft erst ungläubig dreinschaute, dann aber in schallendes
Gelächter ausbrach. Mit einem triumphierenden Grinsen legte sich Vianne
anschließend auf die Behandlungsliege.
Obwohl sie todkrank ist, spüre ich so viel Leben in ihr, mehr als in so manchem vermeintlich Gesundem. Wie gern würde ich diese kindliche Lebendigkeit in mir spüren. Letztens fragte mich eine sympathische Frau im Wartezimmer, wie oft wir noch kommen müssen. "Nur noch sieben Mal", antwortete ich. Ach, dann sei ja alles wieder gut, bemerkte sie ohne böse Absicht. An meinem Blick muss sie gemerkt haben, dass dem nicht
Obwohl sie todkrank ist, spüre ich so viel Leben in ihr, mehr als in so manchem vermeintlich Gesundem. Wie gern würde ich diese kindliche Lebendigkeit in mir spüren. Letztens fragte mich eine sympathische Frau im Wartezimmer, wie oft wir noch kommen müssen. "Nur noch sieben Mal", antwortete ich. Ach, dann sei ja alles wieder gut, bemerkte sie ohne böse Absicht. An meinem Blick muss sie gemerkt haben, dass dem nicht
so
ist, so dass sie ein zögerliches "oder?" nachwarf. Ich schüttelte
kaum merklich den Kopf - und war heilfroh, in diesem Moment aufgerufen zu
werden.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen