Gesamtzahl der Seitenaufrufe

7. Februar 2017

Echtzeit! Wunderbare Walderlebnis-Wohlfühl-Tage



Samstag, 16. Mai 2015


Vianne ging es die letzten Tage gut - so dass es uns ebenfalls ganz gut ging. Am Mittwoch wollte sie morgens mit Ada für zwei Stündchen in den Kindergarten, nachmittags besuchten wir "unsere" Lilli und verbrachten einen vergnüglichen Sonnentag zwischen Wasserschlacht und Kuchen. Nur zum Ende musste ich mich arg zusammenreißen. Als Vianne etwas Pause brauchte und sich auf der Wiese ausstreckte, legte ich mich kurz zu ihr auf das Handtuch: "Mama, wenn ich sterbe, kannst du gar nicht mehr mit mir kuscheln", überlegte sie.

Auch den Donnerstagmorgen zeigte Vianne keine neuen Auffälligkeiten, so dass wir uns kurzfristig entschlossen, an dem dreitägigen Walderlebnis in der Eifel teilzunehmen, zu dem eine liebe Freundin im Rahmen ihres Geburtstages eingeladen hatte. Eine gute Entscheidung! Es waren wunderbare Wald-Wohlfühl-Tage inmitten der Natur und lieben Leuten und einer Riesenschar von Kindern.









Vianne war mittendrin. Wir nächtigten in rustikalen Vierbettzimmern, saßen abends auf dem Flur und lachten herzlich und fühlten uns fast wieder wie damals auf dem Schulausflug. Wir grillten, wir schnitzten, wir aßen wildwachsenden Bärlauch und Brennesseln, backten Stockbrot, versuchten mehr schlecht als recht, ein Feuer zu entfachen, hackten Holz, sahen den Wald aus der Perspektive eines Fuchses, ließen uns die Sonne aufs Gesicht scheinen, warfen Bananen ins Lagerfeuer, die wir hinterher genüsslich verspeisten (Vianne aß vier!), probierten Kunststücke auf der Slagline, spielten Fußball und Volleyball, tranken irgendein Tannennadeln-Kräuter-Gebräu (sehr lecker) und ließen ohne Raum und Zeit Wald und Wiese und verzauberte Pfade auf uns wirken. Natürlich war da immer wieder die Angst, dass sich Vianne überanstrengt, weil sie mit den anderen Kindern mithalten will, oder dass es ihr abseits von Zuhause plötzlich rapide schlechter geht. Aber das passierte nicht. Und wir wehren uns nach wie vor, uns eigenhändig einzumauern und unsere Aktivitäten und Ausflüge aus einer (wenn auch realen) Angst heraus zu unterbinden. Wir entscheiden kurzfristig - aber wir entscheiden - noch! Geht's ihr gut, fahren wir, wenn nicht, dann nicht.

Vianne hat mittlerweile 24 Erivedge-Gaben bekommen, noch 18 weitere, dann stehen die nächsten Kontroll-MRTs an, wenn sich ihr Zustand bis dahin nicht rapide verschlechtert. Die Sehstörung ist seit Dienstag nicht wieder aufgetreten. Heute Abend hat sie allerdings wieder etwas bei der Medizineinnahme gewürgt, den Großteil aber bei sich behalten. Insgesamt hatten wir ein paar ruhige, entspannte Tage, aber wir wissen auch, dass die See trügerisch ist und die nächste große Welle sicherlich bald wieder über uns hereinbrechen wird. Unser neues Ziel: Pfingsten bei lieben Freunden auf ihrem Hof an der Ostsee verbringen - dort wo alles begann, wo es seinen Anfang nahm, wo wir das erste Mal den Tumor zu Gesicht bekamen und diese schrecklichen Ängste zum ersten Mal in uns hoch krochen und von uns Besitz ergriffen. Es ist wichtig, dorthin zu fahren, diesen Ort aufzusuchen, das spüre ich. Alles zieht mich dorthin. Als ob wir etwas zu Ende bringen müssten - wie immer dieses zu Ende bringen auch aussehen mag. Aber wir sind nicht allein dort – das wissen wir. Danke!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen