Gesamtzahl der Seitenaufrufe

7. Februar 2017

Echtzeit! Ein neuer Tag



Mittwoch, 20. Mai 2015


Wir sind unendlich erleichtert: es geht ihr besser. Viel besser! Ich wage kaum noch, über einen Tag zu berichten, weil sich kurz nach dem Schreiben schon wieder eine völlig neue Situation ergeben haben kann. Die Wechsel sind zu schnell, wir kommen emotional nicht mehr nach, sind einen Tag starr vor Schreck, weil Vianne leidet und fühlen uns zwölf Stunden später wie befreit, weil sie diesem Tumor noch einmal den "Stinkefinger" gezeigt und sich wider Erwarten ganz schnell von den Strapazen der vergangenen Tage erholt hat. Gestern war ein schrecklicher Tag, ein beängstigender Tag. Heute haben wir jeden Moment genossen - auch wenn ich mich immer wieder dabei ertappe, wie ich Vianne genau "unter die Lupe" nehme, jede Regung deute, bei jedem Husten alarmbereit mit der Brechschüssel neben ihr stehe. Bereits um halb sechs heute Morgen wurde Vianne wach und hatte Kopfschmerzen. Sofort gab's die Schmerztropfen. Sie schlief daraufhin wieder ein. Ich wappnete mich innerlich für einen weiteren schmerzbeladenen Tag. Doch beim nächsten Aufwachen waren die Kopfschmerzen verschwunden. Sie wollte ausgiebig kuscheln. Mehr aus Gewohnheit bot ich ihr einen Milchschaum mit Honig an. "Ja, lecker", antwortete sie. Ich dachte mich verhört zu haben. Sie hatte wieder Appetit und schlürfte den Schaum genüsslich weg, verspeiste dazu einen Keks. Von Übelkeit keine Spur. Wir bauten ihre Murmelbahn auf. Sie wirkte präsent, lief durch das Haus, stieg Treppen, zwar noch etwas zittrig auf den Beinchen, aber sie stieg. Ihr Appetit hielt an, die Kopfschmerzen blieben fern, die Übelkeit ebenso - ganz ohne Schmelztablette. Zum Mittagessen verspeiste sie zwei von Andis selbstgemachten "Super-Frikadellen", mehrere Stücke Wassermelone und schob noch einen Schokokuss nach. Mit schokoverschmierten Mund verkündete sie, dass sie ins Schwimmbad wolle. Ich glaube, ich habe ziemlich dämlich dreingeschaut. Wohin wollte sie? Ich schlug ihr vor, den Schwimmbadbesuch noch ein wenig zu vertagen und vorher erst noch etwas Energie zu tanken. Sie überlegte kurz: "ok, dann reiten wir." Ja, dann gehen wir reiten, alles was du willst, mein Schatz, jubelte ich innerlich. Um 15.30 Uhr saß sie schon auf  Wilma?/Wanda? und ließ sich von ihr gemächlich im Schritt durch die Wälder tragen, Ada ritt auf "Flocke" an ihrer Seite oder trabte und galoppierte schon mal - von Andi sicher am Strick gehalten - voraus. Vianne hat neuerdings Angst vorm Traben, das ist auch in Ordnung. Später holten wir uns alle noch ein Eis und kuschelten uns Zuhause gemütlich hin. Wir sind vorerst erleichtert, aber wir wissen auch, wie schnell und plötzlich sich ihr Zustand verändern kann. Das verunsichert. Aber wir haben einen großen Gegenpol: Sicherheit bieten die uns umgebenden Hilfssysteme, die verschiedenen Dienste, Krankenschwestern und Ärzte, die parat stehen. Und natürlich unsere Familie und all die lieben Freunde, die uns voller Sorge nach dem gestrigen Eintrag mit Hilfsangeboten, Leckereien, kleinen Geschenken und mutmachenden Worten aufrecht gehalten haben.



Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen