Samstag, 9. Mai 2015
Wir
bewegen uns auf dünnem Eis - wir treffen uns mit lieben Freunden, gehen abends
raus, besuchen Sportveranstaltungen, schichten Finanzverträge um, begutachten
Klassenarbeiten und korrigieren Hausaufgaben, gehen laufen, tragen
Tennistermine ein - wir versuchen so viel Alltag und Normalität wie möglich in
unser Leben zu lassen - und dann wird plötzlich der Fehler in der Matrix
deutlich. Wir leben in einer Scheinwelt, in der sich alles so unecht anfühlt,
obwohl es echt sein soll.
Vianne
ist müder geworden in den letzten Tagen. Anstatt auf dem Trampolin zu hüpfen,
kuschelt sie sich lieber mit einer Decke darauf. Wir haben ihr Beinchen heute
mit Solum-Öl eingerieben, weil es so schmerzte. Am Abend mussten wir ihr die Schmerztropfen
geben, weil es immer noch weh tat. Vianne wirkte den Tag über stellenweise
abwesend – ihr Blick gleitet immer häufiger ins Leere. Insbesondere auf den
Fotos fällt es mir verstärkt auf. Wir kuscheln momentag ganz viel "... if
there is a kiss I stole from your mouth..." (U2 - Song for Someone). Ihre
Kraft lässt jeden Tag ein kleines bisschen mehr nach. Treppensteigen fällt ihr
schwer. Und dann gibt es die Momente, in denen wir spielen "Wer zuerst
lacht, hat verloren". Wir schauen uns gegenseitig ernst in die Augen, und
irgendwann (meistens ziemlich schnell) fängt der Erste an lauthals
loszuprusten, bis der andere schließlich auch nicht mehr kann. Kurze, wunderbare
Glücksmomente. Bis wir wieder den Fehler in der Matrix entdecken...
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