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30. Oktober 2016

Spinales MRT



Rückblick: 2. Juli 2014


Vianne war großartig. Sie hatte keine Einwände gegen ein weiteres MRT, eine weitere Narkose. Sie wirkte mental am Stabilsten von uns allen. Wir hatten ihr erzählt, dass die Dortmunder noch einmal "Fotos" von ihrem Rücken machen müssen. "Okay", sagte sie. "Kriege ich dann wieder ein Heft vom Kiosk?" Andi begleitete uns. Wir mussten Ewigkeiten warten, bis wir dran kamen. Es war wieder ein Notfall dazwischen gekommen. Vianne musste natürlich wieder nüchtern bleiben. Je länger wir warteten, desto angespannter wurde ich. Falls die Radiologen etwas im Spinalkanal entdecken sollten, konnte es sein, dass die Chirurgen sie sofort operieren müssen, je nachdem, ob und wie stark irgendetwas auf das Rückenmark drückt. Andi und ich lasen Vianne abwechselnd vor oder spielten etwas mit ihr. Zwischendurch hielt ich es nicht mehr auf den Stühlen im Spielzimmer aus und wanderte ruhelos den Krankenhausflur rauf und runter. Eine weitere Stunde verging. Verdammt! Ich spürte die Wut in mir. Vianne war zufrieden, entspannt, fast gut gelaunt. Meine Wut steigerte sich, meine Wut auf diese Scheiß-Krankheit, meine Wut über diese ewige Warterei, meine Wut über diese Ungerechtigkeit, dass Vianne nicht zu den Kindern gehörte, die tumorfrei bleiben. Die Wut breitete sich aus und irgendwann überschritt sie einen Punkt, an dem ich sie kaum noch kontrollieren konnte. Ich platzte. Ich sprang auf. Ich trat einen Stuhl um. Jetzt weiß ich, was "im Affekt" bedeutet. Ich war vor mir selbst erschrocken. Aber jetzt ging es mir besser. Auszug aus dem vorläufigen Befund:

"Kein Hinweis auf eindeutige Abtropfmetastasen. Unveränderte knotenförmige Kontrastmittelanreicherung dorsolateral linksseitig angrenzend am Myelon auf Höhe von BWK 11, am ehesten einem Gefäß entsprechend."

Gut! Keine Metastase(n) in der Wirbelsäule. Auch das Ergebnis der parallel durchgeführten Lumbalpunktion ließ etwas hoffen: Kein Nachweis von Tumorzellen im Liquor! Im Kopf war etwas, im Rücken und im Hirnwasser nicht. Das war unsere neue Ausgangssituation.

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