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30. Oktober 2016

Photonen, Pinzette, Pille, Prinzessinnenparty



Echtzeit!  30. Oktober 2014


Wir sind noch immer in Wartestellung bezüglich der Bestrahlung. Die  Düsseldorfer haben nun eine erste Zusage gegeben, zumindest für eine partielle Bestrahlung. Aber sie prüfen noch. Ich habe das Gefühl, dass alle wieder etwas zurückrudern, weil eine umfassende cranio-spinale Bestrahlung wahrscheinlich zu starke Folgeschäden verursachen würde. Es soll nun anscheinend versucht werden, vorrangig die Bereiche, in denen die Rezidive aufgetaucht sind, zu bestrahlen und die weiteren Hirnwasserwege soweit wie möglich einzubeziehen, ohne dass man das primäre Tumorgebiet trifft. Eine Region, die schon einmal bestrahlt worden ist, darf in der Regel nicht noch einmal bestrahlt werden. Die Dortmunder Radiologen wollen es nach wir vor nicht machen, "es müsste auf breiteren Schultern getragen werden". Im Klartext heißt das: Wir haben Angst vor möglichen rechtlichen Schritten. Die "breiteren Schultern" wären die Unikliniken. Ich kann diese Entscheidung sogar nachvollziehen. Aber ich habe auch immer Dr. Bs Worte in den Ohren. "Sie (Anm.:die Radiologen) machen sich Sorgen, dass Vianne taub werden könnte, aber wenn sie stirbt, kann sie auch nichts mehr hören." Bin ich innerlich schon so abgehärtet? Natürlich sind diese Worte makaber, aber sie lösen bei mir keinen Heulkrampf mehr aus. In solchen Momenten habe ich das Gefühl, wir unterhalten uns über irgendein Kind, nicht über meine Tochter. Auch die Protonenbestrahlung in Essen (nicht die herkömmliche Bestrahlung mit Photonen, da sind momentan ja keine Kapazitäten vorhanden) ist wieder im Gespräch. Unsere Ärzte wollen deswegen noch abwarten, bevor sie den Düsseldorfern zusagen.

Der Faden, der in Viannes Rücken vergessen wurde, hat sich am Wochenende natürlich prompt entzündet - zum Glück war die Stelle nur gerötet und leicht vereitert. Weil sie derzeit wieder die orale Chemotherapie bekommt, war uns die Sache zu heikel. Die Dortmunder haben den Faden - unter allergrößtem Protestgebrüll - am Dienstag mit einer Pinzette entfernt. Zum Glück waren die Klinik-Clowns wieder auf Station. Sie zauberten letztendlich die Tränen hinfort und ein Lächeln in Viannes Gesicht. Das wurde noch breiter, als sie von den beiden eine Häkelmaus geschenkt bekam. Anschließend hat sie zusammen mit K. eine weitere Gipsmaske erstellt. Aus dem ersten Abdruck hat sie einen wunderschönen "Glitzer-Bambi" einschließlich Geweih und hellen Tupfen gestaltet.

Die Temodal-Gaben (Chemo) klappen jetzt gut. Die Einnahme ist kein Problem mehr. Vianne wirkt fit und agil. Vier Pillen hat sie schon geschafft, morgen folgt die fünfte, die letzte Gabe. Dann haben wir wieder zwei Wochen Pause, bevor es weitergeht - sofern ihr Körper mitspielt. Wir haben den 2. Therapiezyklus zu spät gestartet - es lag nicht an uns. Wir hatten eine verkehrte Rückmeldung. Solche Dinge bringen uns nicht mehr aus der Fassung. Es ist auch nicht weiter schlimm. Ich glaube nicht, dass deswegen ein neues Rezidiv entsteht. Wenn es kommt, kommt es eh. Schlimmer wäre es gewesen, wenn wir zu früh weitergemacht und sie sozusagen eine Überdosierung bekommen hätte. Wir geben nicht auf - das ist es nicht - aber wir sind demütiger geworden. Zu oft haben wir gemerkt, dass wir es nicht in der Hand haben, wie diese Erkrankung verläuft, auch wenn wir nach bestem Wissen (und Gewissen) Entscheidungen getroffen haben.

Heute war ein toller Tag! Lilli hatte extra für Ada und Vianne eine nachträgliche Prinzessinnen-Party "geschmissen" - so liebenswert. Zu ihrer eigentlichen Geburtstagsparty konnten Ada und Vianne nicht kommen, da Vianne gerade am Rückenmark operiert worden war. Rosa war heute die dominierende Farbe. Neben Tanz und Topfschlagen haben sich die Mädels mit Begeisterung ihre Nägel lackiert - natürlich in - naaaa? - ROSA. Danke K., danke Lilli für diesen wunderschönen zuckersüßen Tag....

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