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17. Juli 2016

Zuhause



Echtzeit!  23. September 2014

Wieder zuhause! Was gibt es mehr dazu zu sagen. Eigentlich war der morgige Mittwoch im Gespräch. Micha löste mich mittags ab und meinte, ob wir vielleicht schon heute mit Vianne nach Hause könnten. Also fragten wir bei den Schwestern nach (die morgendliche Visite hatten wir irgendwie im Spielzimmer verpasst). "Ja, das wäre schon im Gespräch gewesen, die Ärzte wollten aber erst noch das Blutergebnis abwarten." Wenn die Werte soweit in Ordnung seien, könnten wir am späten Nachmittag fahren. Morgens hatte eine nette junge Ärztin Vianne aus der Vene Blut entnommen. Sie hatte einen schweren Stand, denn Vianne war panisch. Das hatte die "gute Frau" aus der Kinderklinik versaut, die vor einer Woche beinahe vergeblich nach einer Vene gestochert hatte, obwohl es bei Vianne an sich nicht schwer ist, eine geeignete zu finden. Da trennt sich wahrlich die Spreu vom Weizen. Aber die Ärztin heute beherrschte zum Glück ihr Handwerk und traf auf Anhieb. "Tat gar nicht weh", sagte Vianne im nach hinein, noch mit Tränchen auf den Wangen. Auch sie kennt bereits die unterschiedlichen Fähigkeiten und weiß, dass ein Arzt nicht ebenso gut ist wie der andere. Am Nachmittag erhielten wir grünes Licht. Ich war zwischenzeitlich schon nach Hause gedüst. Auf dem Weg zum Auto hätte die Vorfreude eigentlich groß sein müssen. "Hey, Vianne durfte wahrscheinlich nach Hause!"

War sie aber nicht. Ich stellte mir all die Eltern vor, die sich fröhlich befreit mit ihrem Kind auf den Heimweg machten. Mit einem geheilten Kind. Wir waren nicht wie sie. Wir waren nicht fröhlich befreit. Ganz tief in mir erinnerte ich mich an das Gefühl, wie einem das Herz vor Leichtigkeit aus der Brust springt. Ich hatte so Sehnsucht nach diesem Gefühl, aber die Erinnerung daran war mittlerweile so blass und durchscheinend geworden. Ich schüttelte die trüben Gedanken ab und konzentrierte mich darauf, Ada aus dem Kindergarten abzuholen und die Jungs Zuhause zu begrüßen. Einige Stunden später machte ich mich wieder mit Ada auf den Weg nach Essen in die Uniklinik, um Micha und Vianne abzuholen. Ada rannte den Krankenhausflur entlang, als sie Vianne am anderen Ende erspähte. Dann umarmten sich beide ganz vorsichtig. Und da blitzte sie durch, die Freude, die Wärme, das Glück. Micha und ich packten in Ruhe, Ada und Vianne spielten derweil lautstark mit den neuen Mini-Püppchen. Dann verabschiedeten wir uns von unseren netten Bettnachbarn: der neunjährigen C. und ihren Eltern. Den Tag zuvor hatte mir Vianne ebenso neugierig wie nüchtern ins Ohr geflüstert: "Mama, frag mal, ob sie auch einen Tumor hat." Ich habe natürlich nicht gefragt. Ich war absolut baff, dass Vianne wusste, dass ihr "frecher Wicht" ein Tumor ist. Wir müssen aufhören, sie zu unterschätzen. Langsam wachsen Freude und Erleichterung, wieder Daheim zu sein - weil Vianne sich freut und weil wir wieder alle zusammen sind. Hier und Jetzt. Weg mit dem Ballast!



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