Rückblick: 25. April
2013
Der
vierte Chemotherapie-Zyklus lief am 10. April an. Die mittleren MTX-Blöcke
fielen in den letzten beiden Zyklen weg (hurra!), wir näherten uns dem Ende.
Wenn alles nach Plan lief, sollten wir im Juni durch sein mit der Chemo.
Zwischenzeitlich haben uns unsere Jungs auf Trab gehalten. Beide liefen
kurzzeitig aus dem Ruder, was ich ihnen auch nicht verdenken kann. Bei dem
einen sackten die Schulnoten ab, der andere meinte, er müsste zum "bad
guy" mutieren. Kurzzeitig dachte ich, alles bricht über uns zusammen, aber irgendwie
haben wir es geschafft, uns da wieder rauszuziehen. Gemeinsam. Schließlich
hatten wir den Jungs versprochen, für sie da zu sein. Aber es brachte uns
kurzzeitig an unser Limit. Unser vorrangigster Wunsch war, dass Luke, Ada und
Vianne ihren Geburtstag gemeinsam mit allen zu Hause feiern konnten. Alle drei
sind im April geboren. Es hat geklappt. An beiden Geburtstagen mussten wir
nicht ins Krankenhaus. Da Viannes Abwehrkräfte nach der Cyclophosphamid- und
Vincristin-Gabe relativ stabil waren, luden wir kurzerhand Adas und Viannes
kleine Freunde zur "Yakari-Party" ein. Das Wetter war traumhaft, wir
bastelten mit den Kindern entsprechenden Indianerschmuck und machten uns auf
die Suche nach "Kleiner Donner". Morgens hatten wir zwar eine Kontrolltermin
in der Ambulanz, das war aber nicht weiter schlimm, denn Lilli und ihre Mama
waren zeitgleich
da. Wir gingen zusammen ein Eis essen. So konnte Vianne auch Lilli an ihrem
Geburtstag sehen - was für ein toller Tag.
Leider
scheint es in der Natur der Dinge zu liegen, dass nach hellen Tagen wieder
dunkle folgen. Am 30. April ging es für die Carboplatin- und Etoposid-Gabe
zurück in die Klinik. Zum ersten Mal musste sich Vianne nach der Chemotherapie
übergeben - das Gift zeigte sein wahres Gesicht. Vianne war verwirrt, hatte Angst.
Sie kuschelte sich an mich. Im Laufe der lezten Monate hatten wir etliche
Lillifee-Hefte durchgelesen. In einem veranstaltete die kleine Fee ein
wunderschönes Fest am See, umringt von ihren Freunden. Vianne und
ich hatten damals einen Geheimcode ausgemacht. Wenn sie einmal ganz doll Angst
haben sollte, wollten wir an Lillifees See entfliehen. Vianne schaute mich mit
traurigen Augen an: "Mama, können wir jetzt zu Lillifees Seefest?".
Ein Kamillentee reichte an diesem Tag nicht, um mich innerlich zu wärmen. Wir
wurden am 3. Mai entlassen. Am 8. Mai folgte das Fieber mit hohen
Entzündungswerten. Die Klinik hatte uns wieder. Die Chemo wurde zäh zum Ende.
Aber wir hatten schließlich ein Ziel: wir wollten jede kleinste Tumorzelle
kaputt kriegen. Ein warmer Frühlingstag brachte uns das Lachen zurück. Vianne
stand auf dem Balkon der Kinderklinik und betrachtete einen wunderschön
blühenden Obstbaum, dessen Zweige an die Brüstung reichten: "Guck mal,
Mama, der Baum blütet."
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