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11. Juli 2016

4. Geburtstag



Rückblick:  25. April 2013


Der vierte Chemotherapie-Zyklus lief am 10. April an. Die mittleren MTX-Blöcke fielen in den letzten beiden Zyklen weg (hurra!), wir näherten uns dem Ende. Wenn alles nach Plan lief, sollten wir im Juni durch sein mit der Chemo. Zwischenzeitlich haben uns unsere Jungs auf Trab gehalten. Beide liefen kurzzeitig aus dem Ruder, was ich ihnen auch nicht verdenken kann. Bei dem einen sackten die Schulnoten ab, der andere meinte, er müsste zum "bad guy" mutieren. Kurzzeitig dachte ich, alles bricht über uns zusammen, aber irgendwie haben wir es geschafft, uns da wieder rauszuziehen. Gemeinsam. Schließlich hatten wir den Jungs versprochen, für sie da zu sein. Aber es brachte uns kurzzeitig an unser Limit. Unser vorrangigster Wunsch war, dass Luke, Ada und Vianne ihren Geburtstag gemeinsam mit allen zu Hause feiern konnten. Alle drei sind im April geboren. Es hat geklappt. An beiden Geburtstagen mussten wir nicht ins Krankenhaus. Da Viannes Abwehrkräfte nach der Cyclophosphamid- und Vincristin-Gabe relativ stabil waren, luden wir kurzerhand Adas und Viannes kleine Freunde zur "Yakari-Party" ein. Das Wetter war traumhaft, wir bastelten mit den Kindern entsprechenden Indianerschmuck und machten uns auf die Suche nach "Kleiner Donner". Morgens hatten wir zwar eine Kontrolltermin in der Ambulanz, das war aber nicht weiter schlimm, denn Lilli und ihre Mama waren zeitgleich da. Wir gingen zusammen ein Eis essen. So konnte Vianne auch Lilli an ihrem Geburtstag sehen - was für ein toller Tag.

Leider scheint es in der Natur der Dinge zu liegen, dass nach hellen Tagen wieder dunkle folgen. Am 30. April ging es für die Carboplatin- und Etoposid-Gabe zurück in die Klinik. Zum ersten Mal musste sich Vianne nach der Chemotherapie übergeben - das Gift zeigte sein wahres Gesicht. Vianne war verwirrt, hatte Angst. Sie kuschelte sich an mich. Im Laufe der lezten Monate hatten wir etliche Lillifee-Hefte durchgelesen. In einem veranstaltete die kleine Fee ein wunderschönes Fest am See, umringt von ihren Freunden. Vianne und ich hatten damals einen Geheimcode ausgemacht. Wenn sie einmal ganz doll Angst haben sollte, wollten wir an Lillifees See entfliehen. Vianne schaute mich mit traurigen Augen an: "Mama, können wir jetzt zu Lillifees Seefest?". Ein Kamillentee reichte an diesem Tag nicht, um mich innerlich zu wärmen. Wir wurden am 3. Mai entlassen. Am 8. Mai folgte das Fieber mit hohen Entzündungswerten. Die Klinik hatte uns wieder. Die Chemo wurde zäh zum Ende. Aber wir hatten schließlich ein Ziel: wir wollten jede kleinste Tumorzelle kaputt kriegen. Ein warmer Frühlingstag brachte uns das Lachen zurück. Vianne stand auf dem Balkon der Kinderklinik und betrachtete einen wunderschön blühenden Obstbaum, dessen Zweige an die Brüstung reichten: "Guck mal, Mama, der Baum blütet."







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