Rückblick: 18.- 20.
Mai 2013
Der
Mai war wirklich ein Wonnemonat. Über Pfingsten besuchten wir liebe Freunde im
hohen Norden. Weder Fieber noch anstehende Bluttransfusionen noch eine
Therapieeinheit machten uns einen Strich durch die Rechnung. Alle waren
infektfrei, so dass Vianne nicht übermäßig gefährdet war. Abgesehen davon
hatten wir es sowieso nicht in der Hand. Zum einen sind diverse Krankheiten
ansteckend, bevor sich sichtbare Symptome zeigen, zum anderen konnte Vianne
überall und jederzeit auf jemanden treffen, der sie mit irgendeinem
Keim/ Virus oder Bakterium infizierte. Natürlich mieden wir Menschenansammlungen,
aber ganz isolieren wollten wir die "Maus" auch nicht. Freunde von
Luke und Jesse durften fast immer vorbeikommen, außer wenn Vianne im absoluten
Zelltief war. Allerdings musste sich jeder gründlich die Hände
desinfizieren, wenn er das Haus betrat. Unsere Ärzte gaben ebenfalls ihre
Zustimmung. Auch in Hamburg gebe es im Notfall eine gut Klinik, sagte Dr. B.
schmunzelnd. Ich liebe diese Einstellung!
Es tat so gut, die Sechs zu treffen.
Es ist jedes Mal von Anfang an so vertraut, auch wenn wir uns einmal länger
nicht gesehen haben. Jeder mag jeden, unsere Kinder verschwanden gleich mit
ihren Freunden in den jeweiligen Zimmern. Abends besuchten wir ein nahe
gelegenes Steakhaus, die Jüngeren fuhren in einem Riesen-Go-Cart samt Anhänger,
wir "Großen" spazierten nebenher. Es regnete in Strömen, aber es
machte uns nichts aus. Im Restaurant angekommen, mussten wir Vianne die
mittlerweile durchnässte Mütze absetzen. Ihr kahles Köpfchen und ihre blasse
Haut bildeten so einen krassen Gegensatz zu den geröteten Wangen und zerzausten
Haaren der übrigen Kinder. Zudem trug sie ihren Mundschutz. Wir fielen auf.
Doch auch wenn einige Gäste sicherlich geschockt waren, niemand ließ sich etwas
anmerken. Das rechne ich den Leuten noch heute hoch an. Ich hätte es sogar
verstanden. Wer möchte schon bei einem netten geselligen Essen mit Krankheit
und Leid konfrontiert werden? Diese "Schattenseiten" verunsichern,
zumindest uns Erwachsene. Kinder hingegen gehen weitaus natürlicher damit um.
Loulou rührte mich zu Tränen. Sie saß zwischen Ada und Vianne auf einer Bank
und hatte ihre Arme um sie gelegt. Plötzlich strich sie Vianne ganz zart über
ihr kahles Köpfchen und sagte: "Das fühlt sich aber schön weich an."
Wunderbare Loulou! Nachdem wir die Jüngeren zu Bett gebracht hatten, ließen wir
Erwachsenen den Abend mit ein paar zünftigen Doppelkopf-Runden ausklingen. Nach
einem ausgiebigen, fröhlichen Frühstück ging es am nächsten Morgen auf in den
Schmetterlingspark. In bester Erinnerung haben wir auch noch ein spannendes
Fußballspiel zum Ende unseres Besuchs.
"Liebe
U, lieber K, wir fühlen uns in eurer Gegenwart einfach nur Wohl, eure
liebenswerte, besonnene und ungezwungene Art sind Balsam für unsere Seele. Wir
konnten an diesem Wochenende ganz viel Lebensenergie tanken. Danke für eure
Freundschaft!"
Absolut
gestärkt - und mit Abschiedstränen in den Augen - fuhren wir nach einem
wunderschönen Wochenende wieder heim. Am 24. Mai startete der fünfte und letzte
Chemotherapie-Zyklus.
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