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11. Juli 2016

Pfingstwochenende



Rückblick:  18.- 20. Mai 2013


Der Mai war wirklich ein Wonnemonat. Über Pfingsten besuchten wir liebe Freunde im hohen Norden. Weder Fieber noch anstehende Bluttransfusionen noch eine Therapieeinheit machten uns einen Strich durch die Rechnung. Alle waren infektfrei, so dass Vianne nicht übermäßig gefährdet war. Abgesehen davon hatten wir es sowieso nicht in der Hand. Zum einen sind diverse Krankheiten ansteckend, bevor sich sichtbare Symptome zeigen, zum anderen konnte Vianne überall und jederzeit auf jemanden treffen, der sie mit irgendeinem Keim/ Virus oder Bakterium infizierte. Natürlich mieden wir Menschenansammlungen, aber ganz isolieren wollten wir die "Maus" auch nicht. Freunde von Luke und Jesse durften fast immer vorbeikommen, außer wenn Vianne im absoluten Zelltief war. Allerdings musste sich jeder gründlich die Hände desinfizieren, wenn er das Haus betrat. Unsere Ärzte gaben ebenfalls ihre Zustimmung. Auch in Hamburg gebe es im Notfall eine gut Klinik, sagte Dr. B. schmunzelnd. Ich liebe diese Einstellung! 
Es tat so gut, die Sechs zu treffen. Es ist jedes Mal von Anfang an so vertraut, auch wenn wir uns einmal länger nicht gesehen haben. Jeder mag jeden, unsere Kinder verschwanden gleich mit ihren Freunden in den jeweiligen Zimmern. Abends besuchten wir ein nahe gelegenes Steakhaus, die Jüngeren fuhren in einem Riesen-Go-Cart samt Anhänger, wir "Großen" spazierten nebenher. Es regnete in Strömen, aber es machte uns nichts aus. Im Restaurant angekommen, mussten wir Vianne die mittlerweile durchnässte Mütze absetzen. Ihr kahles Köpfchen und ihre blasse Haut bildeten so einen krassen Gegensatz zu den geröteten Wangen und zerzausten Haaren der übrigen Kinder. Zudem trug sie ihren Mundschutz. Wir fielen auf. Doch auch wenn einige Gäste sicherlich geschockt waren, niemand ließ sich etwas anmerken. Das rechne ich den Leuten noch heute hoch an. Ich hätte es sogar verstanden. Wer möchte schon bei einem netten geselligen Essen mit Krankheit und Leid konfrontiert werden? Diese "Schattenseiten" verunsichern, zumindest uns Erwachsene. Kinder hingegen gehen weitaus natürlicher damit um. Loulou rührte mich zu Tränen. Sie saß zwischen Ada und Vianne auf einer Bank und hatte ihre Arme um sie gelegt. Plötzlich strich sie Vianne ganz zart über ihr kahles Köpfchen und sagte: "Das fühlt sich aber schön weich an." Wunderbare Loulou! Nachdem wir die Jüngeren zu Bett gebracht hatten, ließen wir Erwachsenen den Abend mit ein paar zünftigen Doppelkopf-Runden ausklingen. Nach einem ausgiebigen, fröhlichen Frühstück ging es am nächsten Morgen auf in den Schmetterlingspark. In bester Erinnerung haben wir auch noch ein spannendes Fußballspiel zum Ende unseres Besuchs.

"Liebe U, lieber K, wir fühlen uns in eurer Gegenwart einfach nur Wohl, eure liebenswerte, besonnene und ungezwungene Art sind Balsam für unsere Seele. Wir konnten an diesem Wochenende ganz viel Lebensenergie tanken. Danke für eure Freundschaft!"

Absolut gestärkt - und mit Abschiedstränen in den Augen - fuhren wir nach einem wunderschönen Wochenende wieder heim. Am 24. Mai startete der fünfte und letzte Chemotherapie-Zyklus.








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