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17. Juli 2016

Überlegungen



Echtzeit! Sonntag, 21. September 2014


Es ist unglaublich! Vor fünf Tagen erst ist Vianne operiert worden, heute tapste sie mit Ada an der Hand über den Krankenhausflur und briet Oma in der Spielküche Spiegeleier. Hätte mir das vorgestern jemand erzählt, hätte ich ihn ausgelacht. Da wusste sie noch nicht einmal, wie sie sich von links nach rechts drehen sollte. Sie ist so eine Kämpfernatur. Und sie verhandelt - gnadenlos. Als der Arzt unter ihr Pflaster schauen wollte und sie fragte, zu welcher Seite sie sich drehen wolle, antwortete sie, sie müsse erst überlegen. Sie ließ den Arzt gefühlte fünf Minuten warten. Weil es mir schon unangenehm wurde, wiederholte ich noch mal die Optionen, woraufhin ich von ihr ziemlich barsch unterbrochen wurde: "Mama, wenn du weiter so viel redest, kann ich nicht überlegen", Der Arzt musste sich erst einmal vor lauter Lachen umdrehen. Sie holte noch eine weitere Minute und ein Eis heraus.

Die letzten Tage haben wir viel mit Lesen, Kokusnuss-CD's hören,  Fernsehgucken und Unospielen verbracht. Zwischendurch bekamen wir immer mal wieder lieben Besuch. Am größten war die Freude, als Ada das erste Mal vorbeikam. Die beiden haben ganz viel gekuschelt und Vianne blühte förmlich auf. Aber auch die Brüder sind hoch im Kurs, besonders Luke, wenn er ihr selbstgemalte Katzenbilder mitbringt. Andi und meine Eltern haben ganz süß mit der kleinen Powermaus gespielt - und ich hatte "frei", das tat auch mal gut. Melanie schafft es immer wieder, mir das Lachen zurückzubringen und mich am Leben außerhalb der Krankenhausmauern teilhaben zu lassen. Micha und ich wechseln uns nach wie vor ab - ansonsten würde ich auch durchdrehen. Die letzte Ablösung stand allerdings kurz auf der Kippe, weil eine ältere Dame mit uns auf dem Zimmer lag und gemischte Zimmer nicht zugelassen sind (ist irgendwie wie früher auf Klassenfahrt in der Jugendherberge). Micha fragte ganz nett, ob es für sie in Ordnung wäre, wenn er eine Nacht hier verbringen würde. Sie hatte überhaupt keine Einwände. Alte Damen sind klasse! Als wir dann die Schwester informierten, dass Micha hier gerne übernachten wolle, meinte sie zuerst, dass das nicht gehen würde. Ich sah schon "meine Felle" davon schwimmen und war sogleich auf Angriff programmiert. Ich hielt ihr lange Vorträge, dass es bei unserem letzten Krankenhausaufenthalt auch machbar gewesen sei, dass die anderen Kinder mich auch mal Zuhause bräuchten, dass ich nach noch so einer Nacht durchdrehen würde.... Zu meiner Verteidigung muss ich sagen, dass ich komplett übermüdet war, weil Vianne die Nacht zuvor vor Bauchweh wegen dieser blöden Verstopfung kaum geschlafen hat. Die Schwester war sehr lieb und einfühlsam und meinte dann verschmitzt, es würde klar gehen, wenn unsere Bettnachbarin einverstanden sei. Aber wir sollten es nicht an die "große Glocke" hängen. Respekt! Die Ärzte und Schwestern, mit denen wir bisher zu tun hatten, sind durch die Bank sehr warmherzig und verständnisvoll. Das erleichtert einiges. Morgen steht uns wieder das Gespräch mit der hiesigen Onkologin bevor - eigentlich will ich gar nichts mehr hören.


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