Echtzeit! Sonntag, 21.
September 2014
Es
ist unglaublich! Vor fünf Tagen erst ist Vianne operiert worden, heute tapste
sie mit Ada an der Hand über den Krankenhausflur und briet Oma in der
Spielküche Spiegeleier. Hätte mir das vorgestern jemand erzählt, hätte ich ihn
ausgelacht. Da wusste sie noch nicht einmal, wie sie sich von links nach rechts
drehen sollte. Sie ist so eine Kämpfernatur. Und sie verhandelt - gnadenlos.
Als der Arzt unter ihr Pflaster schauen wollte und sie fragte, zu welcher Seite sie
sich drehen wolle, antwortete sie, sie müsse erst überlegen. Sie ließ den Arzt
gefühlte fünf Minuten warten. Weil es mir schon unangenehm wurde, wiederholte
ich noch mal die Optionen, woraufhin ich von ihr ziemlich barsch unterbrochen
wurde: "Mama, wenn du weiter so viel redest, kann ich nicht
überlegen", Der Arzt
musste sich erst einmal vor lauter Lachen umdrehen. Sie holte noch eine weitere
Minute und ein Eis heraus.
Die
letzten Tage haben wir viel mit Lesen, Kokusnuss-CD's hören, Fernsehgucken und Unospielen verbracht. Zwischendurch
bekamen wir immer mal wieder lieben Besuch. Am größten war die Freude, als Ada
das erste Mal vorbeikam. Die beiden haben ganz viel gekuschelt und Vianne
blühte förmlich auf. Aber auch die Brüder sind hoch im Kurs, besonders Luke,
wenn er ihr selbstgemalte Katzenbilder mitbringt. Andi und meine Eltern haben
ganz süß mit der kleinen Powermaus gespielt - und ich hatte "frei",
das tat auch mal gut. Melanie schafft es immer wieder, mir das Lachen
zurückzubringen und mich am Leben außerhalb der Krankenhausmauern teilhaben zu
lassen. Micha und ich wechseln uns nach wie vor ab - ansonsten würde ich auch
durchdrehen. Die letzte Ablösung stand allerdings kurz auf der Kippe, weil eine
ältere Dame mit uns auf dem Zimmer lag und gemischte Zimmer nicht zugelassen
sind (ist irgendwie wie früher auf Klassenfahrt in der Jugendherberge). Micha
fragte ganz nett, ob es für sie in Ordnung wäre, wenn er eine Nacht hier verbringen
würde. Sie hatte überhaupt keine Einwände. Alte Damen sind klasse! Als wir dann
die Schwester informierten, dass Micha hier gerne übernachten wolle, meinte sie
zuerst, dass das nicht gehen würde. Ich sah schon "meine Felle" davon
schwimmen und war sogleich auf Angriff programmiert. Ich hielt ihr lange Vorträge,
dass es bei unserem letzten Krankenhausaufenthalt auch machbar gewesen sei,
dass die anderen Kinder mich auch mal Zuhause bräuchten, dass ich nach noch so
einer Nacht durchdrehen würde.... Zu meiner Verteidigung muss ich sagen, dass
ich komplett übermüdet war, weil Vianne die Nacht zuvor vor Bauchweh wegen
dieser blöden Verstopfung kaum geschlafen hat. Die Schwester war sehr lieb und
einfühlsam und meinte dann verschmitzt, es würde klar gehen, wenn unsere
Bettnachbarin einverstanden sei. Aber wir sollten es nicht an die "große
Glocke" hängen. Respekt! Die Ärzte und Schwestern, mit denen wir bisher zu
tun hatten, sind durch die Bank sehr warmherzig und verständnisvoll. Das
erleichtert einiges. Morgen steht uns wieder das Gespräch mit der hiesigen
Onkologin bevor - eigentlich will ich gar nichts mehr hören.
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