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17. April 2017

Echtzeit! Tage...

Freitag, 17. Juli 2015



Die Tage vergehen. Mal geht es Vianne etwas besser, mal etwas schlechter. Aber letztendlich wird sie von Tag zu Tag durchscheinender. Wir freuen uns, wenn wir Vianne "durchblitzen" sehen. In diesen Momenten stupst sie schelmisch meine Nase mit ihrem Finger an. Oder sie steckt sich zwei Schnullis gleichzeitig in den Mund. Am Mittwochmorgen konnten wir sogar eine Runde "Tempo, kleine Schnecke" spielen. "Vianne, du darfst auch die rosa Schnecke haben", sagte Ada liebevoll. "Ihr seid alle so lieb zu mir", antwortete Vianne daraufhin. Das Spiel forderte viel Kraft, kurz danach schlief sie sofort wieder ein.

Am Mittwoch kamen Oma und Opa zu Besuch - Vianne war an diesem Tag oftmals wach und hat sich sehr über den Besuch gefreut. Ihre erste Frage: „Oma, hast du was mitgebracht?" Ich musste lachen. Zum Glück hat es mit dem Besuch noch geklappt. Oma hatte sich extra für einen Tag aus dem Krankenhaus verabschiedet. Jetzt ist sie zum Glück sowieso wieder zuhause. Am Donnerstag folgte mittags eine heftige Schmerzspitze, danach war Vianne völlig apathisch bis Mitternacht, dann fing sie sich wieder. Wir mussten das Morphin auf 1,5 ml/h hochsetzen. Ich traue mich kaum noch von ihrer Seite - und doch tut es gut, mal einen Moment loszulassen. Zudem ist da ja noch immer der Alltag: Einkäufe, Impftermine, die Geschwisterkinder, die gerne mal ein Eis essen gehen oder zu Freunden gebracht werden möchten. Wir nehmen uns diese kurzen Momente - und hasten dann ganz schnell wieder nach Hause, getrieben von der Angst, dass gerade irgendetwas Schlimmes passiert. Das Palliativteam schaut alle paar Tage, je nach Bedarf, vorbei. Heute musste ein neuer Zugang gelegt werden, weil der erste schon eine Woche alt war und nicht mehr so gut funktionierte.

Das Infektionsrisiko ist dann auch zu hoch. Trotz Emla-Pflaster flossen Tränen bei Vianne. Die Ärzte sind erstaunt, dass Vianne sich immer wieder fängt. Die Pflege kommt mehrmals täglich, allein schon um die Cortison-Dosen zu verabreichen. Sie haben uns eine Fünfstern-Einreibung mit einer Lavendel-Creme empfohlen - die beruhigt. Vianne genießt sie sichtlich.

Es ist schlimm, sie so liegen zu sehen, die Augen entweder halb geschlossen oder den Blick abwesend in die Ferne gerichtet. Sie spricht nicht mehr viel, bewegt sich wenig und isst noch weniger. Aber sie ist meistens ganz klar und ansprechbar. Vor nicht einmal vier Wochen ist Vianne Trampolin gesprungen und hat mit Ada auf Terrasse Holzstücke angemalt - kaum noch vorzustellen, wenn wir sie jetzt sehen. Die Krankheit greift so rasant um sich. Irgendwie ist schon so viel von Vianne verschwunden - für uns ist es ok, wenn sie ganz gehen möchte (auch wenn das niemand will). Sie entscheidet... Ada hat sich letzte Nacht in Viannes Bett gekuschelt, während Vianne bei uns schlief.

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