Gesamtzahl der Seitenaufrufe

17. April 2017

Rückblick! Der letzte Urlaub...Teil II



Dienstag, 30. Juni - Sonntag, 5. Juli


Der Hopfensee liegt sanft eingebettet zwischen Feldern, Wiesen, Wald und Schilfgras, im Hintergrund die beeindruckende Alpenkulisse. Bisher kannten wir das Allgäu nur von der Durchreise in den Skiurlaub - ein schönes Fleckchen Erde. Wir alle fühlten uns auf Anhieb wohl auf dem Campingplatz direkt am See. Wir bekamen einen guten Stellplatz nah am Wasser. Während Micha und ich uns einrichteten, machten sich die Kinder auf zum Badeplatz und kamen etwas später zufrieden grinsend zurück. Es gefiel ihnen. Ursprünglich hatten wir den Platz nur bis Donnerstag gebucht, wir verlängerten aber bereits bei der Ankunft bis Sonntag, weil wir uns hier einfach "sauwohl" fühlten. Die nächsten Tage warfen wir uns abwechselnd vom Steg ins Wasser, strolchten durchs Schilf auf der Suche nach Schätzen (Seerosenblatt, Fische...), paddelten auf unserem aufblasbaren Hai (Jesse hatte ihn extra für die Mädels aus Füssen besorgt) oder dösten auf unseren Badetüchern bei über 30 Grad Celsius. Wir lachten uns schlapp, weil jemand am See Michas Uralt-Badelatschen (die vorne schon von der Katze angeknabbert waren), mitgenommen hatte. Wir frühstückten spät und ausgiebig und bereiteten uns abends leckere Kleinigkeiten im Wohnmobil oder draußen auf dem Grill zu.

Der Campingplatz hatte viel zu bieten: eine große Indoorspielhalle, einen Tennisplatz - über den mich Jesse gnadenlos in der Abendsonne jagte und natürlich haushoch gewann - ein schönes Hallenbad mit Blick auf das Alpenpanorama, ein Zwergerl-Bad für die kleinen Schwimmmäuse, Kino, Wellness, Bastelangebote... Vianne ging es relativ gut, aber sie war schnell müde. Während Luke und Ada durch die Spielhalle tobten, erkundete sie sehr verhalten die Geräte, mied Trampolin und Rutsche und orientierte sich eher an dem Spielbereich für jüngere Kinder. Wieviel Kraft ihr das alles abverlangt haben muss... und trotzdem war sie mit dabei. Auch im See badete sie selten, sie ging lieber nur mit den Füßchen ins Wasser, obwohl es so unglaublich heiß war. Sie war mittlerweile so dünn geworden. Sie futterte zwar nach wie vor ihre Pommes, trotzdem schien sie immer weniger zu werden, wahrscheinlich von dem immer wiederkehrenden Erbrechen der letzten Tage/ Wochen (obwohl ihr am Hopfensee etwas Ruhe gegönnt war) oder von der Krankheit an sich. Vielleicht war ihr der See einfach zu kalt, weil sie so dünn war. Oder der unebene Untergrund machte ihr zu schaffen und sie fühlte sich unsicher. Also blieb einer von uns mit ihr am Seeufer, während die Übrigen badeten. Aber auch das war lustig. Wir holten uns einfach zwei Wassereimer zu unserem Liegeplatz und ließen Adas kleine Hunde und Viannes kleine Katzenfiguren darin schwimmen. Sie kicherte so herzlich, wenn die Tiere "Blödsinn" machten. Ich dachte mir immer neue Abenteuer mit der Hunde- und Katzenfamilie aus, weil ich ihr helles Lachen weiter hören wollte. Es war ein schöner Moment am See... Später wollte Vianne unbedingt ins Hallenbad. Wir machten uns zu zweit auf, nur sie und ich. Im Hallenbad hatte sie keine Scheu, ins Wasser zu gehen. Seelig ließ sie sich mit ihren Schwimmärmchen treiben und spielte im Zwergerlbad mit dem Wasserrad oder kletterte auf die kleine Burg im Becken. Sie wirkte zufrieden und entspannt und ich genoss jede Sekunde mit ihr, zog sie durchs Wasser, spürte ihre kleinen Ärmchen um meinen Hals. Zufrieden kehrten wir zum Wohnmobil zurück. Die übrigen Kinder protestierten natürlich lautstark, dass wir sie nicht mitgenommen hatten. Aber ich brauchte diesen Moment allein mit Vianne. Wir holten den Schwimmbadbesuch mit allen am nächsten Tag nach.

Der Urlaub war schön und seltsam zugleich. Es herrschte Urlaubsstimmung, und gleichzeitig war da die ständige Angst und Sorge um Vianne und das nüchterne Wissen, dass sie bald sterben wird - auch wenn wir daran keinen Gedanken verschwenden wollten. Aber unsere Notfall-Medizintasche war unser ständiger Begleiter.

Für zwei Tage liehen wir uns Fahrräder am Hopfensee aus: Vianne saß im Anhänger, Ada hatte ein Fahrrad, das wir an meinem anhängen konnten. So machten wir uns auf Richtung Neuschwanstein. Wir fuhren durch schattige Wälder, vorbei an Kuhweiden und Wiesen. In Füssen radelten wir mit unseren Rädern zur Abkühlung unter dem Springbrunnen durch  (sich drehende Stelen, aus denen Wasserfontänen spritzten) - Vianne quietschte, Ada beschwerte sich lautstark. Schließlich kam Schloss Neuschwanstein in Sicht. Der Parkplatz unterhalb des Schlosses war uns zu touristisch, auch wollten wir das Schloss nicht von innen betrachten. Deshalb fuhren wir weiter zur nahe gelegenen Bergbahn, raus aus dem Gewühl. Unterwegs kamen wir an einem klaren, kalten Gebirgsbach vorbei - wir lieben diese Bäche - und ließen uns dort erst einmal nieder. Die Jungs bauten Staudämme, Ada ging auf Entdeckungstour, ich saß mit Vianne auf einem Felsen im Schatten und wir ließen unsere Füße in den Gebirgsbach baumeln. Dermaßen erfrischt ging es schließlich weiter. Noch vor der Talstation entdeckten wir eine idyllische Berghütte, von deren Terrasse aus man einen noch schöneren Blick auf das Schloss hatte. Wir futterten Schmalzbrote und Gulaschsuppe. Die nette Wirtin teilte uns mit, dass die Bergbahn schon bald schließen würde, so dass wir besser an einem anderen Tag hochfahren sollten. Also machten wir uns irgendwann wieder auf den Rückweg zum Campingplatz, wo die Kinder noch am Abend in den See hüpften. Vianne fühlte sich zwar wohl im Fahrradanhänger, brauchte aber nach dem Ausflug erst einmal ein wenig Ruhe.

Am nächsten Tag schwangen wir uns wieder auf die Räder und fuhren direkt zur Tegelbergbahn, um mit der Gondel auf den Gipfel zu fahren. Ich hatte im Vorfeld im Krankenhaus nachgefragt, ob der Höhenunterschied bei Vianne Probleme verursachen könnte, aber die Ärzte gaben uns grünes Licht. Also nichts wie rauf auf den Berg. Der Ausblick war grandios: unzählige Seen, zahlreiche Paraglider, die Zugspitze... Wir schoben Vianne in dem umgebauten Fahrradanhänger immer weiter den Bergpfad hinauf. Oben machten wir ein kleines Picknick. Vianne wirkte so vergnügt. Sie guckte uns verschmitzt an und rief auf einmal lauthals: "Es schneit, es schneit, der Winter ist da." Dann gluckste sie vor Lachen. Sie hatte diesen Ausruf einmal auf einer Kinderhörspiel-CD gehört. Ein kleiner Junge fragt seinen Vater, ob er sich traut, mitten im Sommer lauthals "es schneit, es schneit..." zu schreien. Wir lachten und konnten gar nicht mehr aufhören zu lachen. Während Micha sich mit Luke, Ada und Vianne wieder an den Abstieg machte, kletterten Jesse und ich über einen Klettersteig bis zum Gipfelkreuz hoch. Nach einer kleinen Stärkung auf der Bergstation-Hütte fuhren wir gemeinsam wieder ins Tal und über den Forggensee zurück zum Campingplatz. Vianne wirkte auf einmal schlapp und müde, so dass wir uns beeilten.

Fortsetzung folgt! 















1 Kommentar: