Gesamtzahl der Seitenaufrufe

2. September 2016

Hürden



Echtzeit!  1. Oktober 2014

Wir haben in den letzten Tagen etliche Hürden genommen und ein Etappenziel erreicht: wir dürfen mit Vianne in den Urlaub fahren. Wir sollen!! mit Vianne in den Urlaub fahren. Allerdings haben wir uns bei diesem "Hürdenlauf" einige Blessuren zugezogen. Die erste Hürde - die Temodal-Gabe - konnten wir nach gewissen Anlaufschwierigkeiten gut bezwingen. Gestern eskalierte die Situation zwar, als wir Vianne eine Stunde dazu bringen wollten, die Kapsel als Ganzes zu schlucken (wir bettelten, wir schrien, wir bestachen, wir heulten, wir trösteten, wir argumentierten, wir motivierten, wir rieten...), dann jedoch hatte Micha die rettende Idee, das fiese Pulver im Akazienhonig zu verrühren. Vianne schluckte es! In der Nacht erbrach sie sich dieses Mal nicht, da wir zur Vorbeugung Zofran und Vomex als Zäpfchen gegeben hatten.
Die zweite Hürde - das gestrige MRT - gingen wir gut an. Vianne brachte es wie ein großes Mädchen hinter sich: wach, ohne Sedierung, allein in der Röhre, während Micha daneben saß. Tapfer, tapfer, tapfer. Sie hüpfte bestens gelaunt in den Vorbereitungsraum, eschwerte sich über das Hemdchen ("ich mag das grün nicht") und schnullerte entspannt. Alle Ärzte waren begeistert, wie souverän sie es meisterte. Sie durfte "Der kleine Drache Kokosnuss" hören, während rund 30 Minuten lang Aufnahmen des Köpfchens gemacht wurden. Micha hatte das Hörspiel mitgebracht. Der Radiologe hätte die MRT-Aufnahmen gerne verlängert,
damit er "Kokosnuss" zu Ende hören konnte. Wir mussten ihm versprechen, das Hörspiel zu kopieren. Heute kam das Ergebnis der MRT-Untersuchung. Hürde Nummer drei, die uns kurzzeitig zu Fall brachte: es gibt zwar keinen Hinweis auf einen neuen Tumor, der die Pupillendifferenz erklären würde, aber es gibt eine kleine Auffälligkeit im allerersten Tumorgebiet im Parietallappen. Die Radiologen meinen, es könnte minimales Tumorgewebe sein, die Kinderradiologin schließt allerdings auch ein ganz normales Gefäß nicht aus, was ebenfalls Kontrastmittel anreichert. Es weiß also niemand Genaues. Letztendlich bringt nur ein weiteres Kontroll-MRT in sechs Wochen Gewissheit oder eventuell der Referenzbefund aus Würzburg. Die Ärztin, die die Aufnahmen befundet, ist nämlich sehr erfahren, streng und genau. Es ist gemein! Hätte nicht zumindest dieser MRT-Befund gut ausfallen und uns für ein paar Wochen Ruhe bescheren können, um durchzuatmen? Aber "hätte, hätte" bringt uns nicht weiter. Fakt ist, dass Vianne aktuell dadurch nicht gefährdet ist und derzeit sowieso nichts unternommen würde. Also ab in den Urlaub! Jeden Tag muss ich mich zwingen, gedanklich im Hier und Jetzt zu bleiben und keine düsteren Zukunftsbilder zuzulassen. Es zerrt an den Kräften. Aber noch stärker zerrt es, mir den weiteren Krankheitsverlauf und die vielen, vielleicht nicht mehr bezwingbaren Hürden vorzustellen...



















Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen