Echtzeit! 22.
Oktober 2014
Vianne
ist bester Stimmung, sie macht extra lustige Gesichter, um mich zum Lachen zu
bringen, die kleine Grinsebacke. Es klappt. Sobald sie "dieses
Grinsen" aufsetzt, müssen wir alle losprusten. Das Lachen tut gut. Gestern
war ein toller Tag, der zwar ziemlich aufwühlend anlief, dann aber immer besser
wurde. Morgens fragte mich Adas und Viannes Erzieherin, ob ich einen Moment
Zeit hätte. Sie ging gemeinsam mit mir und unserer Elternratsvertreterin in den
Nebenraum, wo sie mir - im Namen aller Kindergarteneltern – zwei liebevoll
verpackte Geschenke überreichte, für Vianne, für uns alle. Sie wollten uns eine
Freude machen, einen schönen Tag bescheren. Jeder spendete etwas. Sie
entschieden sich für einen Ausflug in die Skihalle nach Bottrop, da sie den
Tipp bekommen hatten, dass wir alle so leidenschaftlich Ski- und Snowboard fahren.
Im
letzten Winter standen Ada und Vianne mit Begeisterung das erste Mal auf den
"Brettern", in den Zillertaler Bergen. Allerdings überschritt der
Ausflug in die Skihalle bei Weitem das Budget. So schilderte unsere
Elternratsvertreterin den Betreibern kurzerhand unsere Situation, um evtl.
einen Preisnachlass zu bekommen.
Diese antworteten prompt, dass sie unsere Familie gerne komplett zu einem Tag
in der Skihalle einladen möchten, plus Ausrüstung und Verpflegung. Wahnsinn!
Mit dem nun übrig gebliebenen Geld organisierten die Kindergarteneltern einen
Gutschein für einen Spaziergang mit Alpakas, der in der Region angeboten wird.
Was für eine grandiose Idee! Als Vianne, Luke und Ada den beigefügten Prospekt
sahen, bekamen sie vor Vorfreude große Augen. Jesse war einfach nur sprachlos
von so viel Hilfsbereitschaft (er favorisierte den Ausflug mit seinem wirklich
coolen Snowboard). Als ich die Geschenke überreicht bekam, flossen bei mir die
Tränen. Ich konnte nicht anders. Einerseits war ich so gerührt von dieser Welle
der Hilfsbereitschaft, andererseits mag ich es nicht, wenn unsere Familie
dermaßen im Fokus steht. Wir sehnen uns so oft nach simpler Normalität. Aber
wir nehmen die Geschenke gerne an und freuen uns auf zwei sicherlich wunderbare
Familienausflüge. Ich war schon immer sehr angetan von unserem Kindergarten,
von der Kindergartenleitung, den Erzieherinnen und der Elternschaft. Aber diese
wunderbare Geste, etwas Gutes tun
zu wollen, der Wunsch, zu helfen (wie auch schon so oft in der Vergangenheit geschehen) berührt mich aufs
Tiefste. Danke!!! Mittags rief dann auch noch Dr. B. an - und gab Entwarnung.
Der Tumorverdacht in der primären Region hat sich nicht bestätigt. Die Expertin
aus Würzburg befundet: „nach wie vor Komplett-Remission in der Primärregion“.
Er rief gerade an, als ich Ada und Vianne aus dem Kindergarten abholte. Ich
knutschte die Mäuse ausgiebig. Nach langer Durststrecke endlich mal wieder eine
gute Nachricht. Und nicht nur eine: Viannes Blutwerte sind völlig in Ordnung.
Sie hat ausreichend Abwehrkräfte, einen guten Sauerstofftransport und viele Blutplättchen
für die Gerinnung. Leider hat jede Medaille zwei Seiten: Die Krankenkasse hat
die Kostenübernahme für den Einzelheilversuch mit Vorinostat abgelehnt. Echt
klasse, wenn irgendwelche Ärzte vom Medizinischen Dienst sich über die Empfehlung
der Experten vom DKFZ hinwegsetzen. Arghhh! Da hat man durch jahrelange
Forschung einen neuen
und vielversprechenden Therapieansatz gefunden (klar gibt es auch hier kein
Heilungsversprechen) und dann heißt es, Vianne sei schließlich noch nicht
austherapiert, was soviel bedeutet, dass noch herkömmliche Therapien zur
Verfügung stehen, um die Krankheit eventuell aufzuhalten. Aber hier ist noch
nicht das letzte Wort gesprochen. Unsere Ärzte wollen Widerspruch einlegen. Zur
Not bezahlen wir das Medikament halt selbst, auch wenn ich vermute, dass es
wahnsinnig teuer sein wird. Aber auch in diesem Fall gibt es Möglichkeiten und
Wege.
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