Rückblick: August 2013
Die
zuvorkommende Art der Schweizer überraschte uns ein ums andere Mal. Einmal
hatte ich nicht mehr genügend Schweizer Franken, sondern nur noch Euro zur
Verfügung, als ich mir im PSI-Bistro einen Kaffee kaufen wollte. Mit Euro
konnte man ebenso bezahlen, bekommt das Wechselgeld allerdings in Franken.
Also reichte ich der Kassiererin einen 50-Euro-Schein, kleiner hatte ich es
nicht. Sie lächelte und meinte, es wäre schon okay, ich solle den Schein wieder
einstecken. Wirklich nett!
Die
zwei Wochen auf dem Demeterhof vergingen wie im Flug. Nach vier Wochen
gemeinsamer Familienzeit ging es für Micha und die Jungs wieder nach Hause. Ich
vermisste sie bereits bei ihrer Abfahrt. Ich wechselte zurück zum Martiburhof.
Am nächsten Tag reisten meine Eltern an, um mich zu unterstützen. Irgendwie war
ich davon ausgegangen, dass Vianne an 30 Tagen bestrahlt wird. Da es lediglich
zu einer eintägigen Verzögerung gekommen war und dieser Tag hinten dran gehängt
werden musste, stand nach sechs Wochen nur noch der Montag zur Bestrahlung an.
Direkt im Anschluss wollte ich mit den Kindern nach Hause fahren.
Ich kündigte die Wohnung für Montag. Zur Sicherheit hatten wir im Vorfeld
sieben Wochen reserviert. Am Donnerstag bekam ich dann den Bestrahlungsplan mit
den neuen Uhrzeiten. Komischerweise war nicht nur der Montag vermerkt, sondern
auch noch Dienstag, Mittwoch und Donnerstag. Irritiert fragte ich nach. Bei der
Protonentherapie sind zwar 30 Einheiten angesetzt, an drei weiteren Tagen gibt
es jedoch einen Extra-Boost auf das Hauptareal. Ich war todtraurig. Ich hatte
mich mental schon auf die Heimkehr am Montag
vorbereitet. Meine Eltern boten zwar an, noch ein paar Tage länger zu bleiben,
aber ich lehnte dankend ab. Sie sind schon über siebzig und brauchten meiner
Meinung nach dringend Ruhe. Ich ging also wieder zu unserer Vermieterin und
setzte sie in Kenntnis, dass wir doch noch bis Donnerstag bleiben. Besorgt erklärte
sie mir, dass sie die Wohnung ab Mittwoch bereits wieder vermietet hätte. Was
für ein Schlamassel! Hinzu kam, dass ganz Waldshut wegen einer Revision des
Atomkraftwerkes fast vollständig ausgebucht war. Ich war wirklich fertig. Dann
aber fiel mir das kleine Hotel oberhalb von Tiengen ein, in dem M. während ihres
Besuches abgestiegen war. Sie hatten noch ein Zimmer für unsere letzte Nacht im
Schwarzwald – zum Glück. Meine Eltern reisten ab, wir winkten ihnen noch
fröhlich nach. Sie waren kaum um die Kurve, als ich merkte, wie es schrecklich
in meinem Bauch rumpelte. Die nächsten 24 Stunden kam ich kaum noch vom Klo runter
- mir war hundeelend zumute, heulend rief ich Micha an. Sonntagmittag ging es
mir etwas besser. Ein Freund, der mit seiner kleinen Tochter in der Nähe Urlaub
machte, hatte sich angekündigt. Es tat so gut, M. und T. zu sehen. Am Abend
merkte ich allerdings, wie platt ich von der Durchfallerkrankung war. Am Montag
schleppte ich mich mit Ada und Vianne wieder zum PSI. Ich fragte, ob ich besser
wieder fahren solle, bevor
ich jemanden anstecke. Die Schweizer waren wieder tiefenentspannt und
verneinten. Dann schaute mich die Sekretärinnen besorgt an und meinten, ich
sehe wirklich richtig krank aus. Na danke! Den restlichen Tag durften Ada und
Vianne "Yakari" in Endlosschleife gucken - ich schlief nur noch.
Danach ging es mir merklich besser. Was für eine Ironie: sechs Wochen war ich
nie allein mit den Kindern, und sobald kein Erwachsener mehr greifbar ist, hole
ich mir eine hinterhältige Virusinfektion. Dienstag packte ich stundenlang
unsere Sachen, da wir Mittwochmorgen aus dem Martiburhof auszogen. Am
Donnerstag durften wir dann endlich nach Hause fahren. Nach sechsstündiger
Heimreise fielen wir uns alle hocherfreut in die Arme. Wir hatten es geschafft!
Sechseinhalb Wochen Bestrahlung lagen hinter uns, 33 Narkosen. Und Vianne ging
es gut! Der erste zarte Haarflaum zeigte sich sogar schon auf ihrem Köpfchen.
Die Haut im Bestrahlungsfeld war zwar stark gerötet, aber nicht entzündet.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen