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2. September 2016

Mallorca



Echtzeit! Dienstag, 14. Oktober 2014


Wenn du weder weißt, welcher Wochentag noch welches Datum gerade ist, bist du im Urlaub angekommen. Dieses Mal habe ich etwas länger gebraucht - aber ich bin angekommen. Erst hier merke ich, wie ausgezerrt wir alle waren/sind. Meine Nerven liegen leider oftmals blank, ich bin gereizter als früher. Heute habe ich Ada und Vianne angemeckert, weil sie es geschafft haben, Kleider, Schuhe, Hosen, Hände innerhalb weniger Minuten komplett mit Schlamm einzusauen. Hallo! Es ist nur Schlamm! So bin ich eigentlich nicht. Diese unbändige Wut auf die Krankheit kommt gerade im Angesicht von Sonnenlicht, türkisfarbenen Wasser und Salzluft stärker durch, als ich es erwartet hätte. Vianne geht es gut. Sie lacht viel und ist vergnügt. Mich überfällt tiefe Traurigkeit, wenn ich sie so ausgelassen sehe. Das muss aufhören, das weiß ich – das wissen wir.

Unser erstes Ferienhaus direkt am Meer, oberhalb einer wunderschönen Bucht, war einfach nur traumhaft und Antoni, unser Vermieter, sympathisch und unkompliziert. Flug und Ankunft auf Mallorca liefen zuvor wie am Schnürchen, natürlich schlummerten beide Mäuse fünf Minuten vor der Landung ein. Vianne mag das Fliegen. Ada liebt es! Ich liebe ihre rotzig-pragmatische Art. Als die Sicherheitsvorkehrungen vorm Start erklärt wurden, schaute Ada mich an und meinte, wofür man denn Notrutschen bräuchte, wenn man in der Luft sei: "Hä??? Sind die doof! Man kann in der Luft gar nicht rutschen, ne Mama? Wo soll man da denn hinrutschen?" Vor lauter Lachen bekam ich keine Luft. Mit unseren Mietwagen fuhren wir als erstes in eine Bucht, die wir von früher kannten. Die Kinder sprangen schon am frühen Morgen ins Wasser, Micha und ich verspeisten genüsslich Baguette, Käse, Tomaten. Danach wanderten wir über die Klippen und genossen den Ausblick. Wir fühlten uns in unserer Unterkunft so wohl, dass wir meistens erst am frühen Nachmittag los kamen (direkt nach den ausufernden Frühstücken auf unserer Dachterrasse mussten wir uns schließlich im Pool abkühlen). Unsere Nachbarn flogen fast alle am nächsten Tag, dem Samstag, zurück, so dass wir bestens mit Lebensmitteln und Pool-Spielzeug bedacht wurden. Wir unternahmen viele Ausflüge, und Vianne hielt tapfer mit. Besonders gut hat uns eine abgelegene Aussteiger-Bucht gefallen (gelobt seien die Luftbilder und Karten, die man sich aufs Handy laden kann). Nachdem wir über einen langen, buckligen Feldweg mit unseren Mietwagen gefahren waren, kamen wir endlich in Meernähe. Dann stand ein rund zwanzigminütiger Fußmarsch über unwegsames Gelände an. Der Trampelpfad führte uns durch eine Schlucht, die in einen kleinen, von Felsen gesäumten Sandstrand mündete. Am Strand war eine Slagline an zwei abgesägten Holz-Telegrafenmasten gespannt, die gleich von Luke getestet wurde. An einer zusammen gezimmerten Holztheke gab es Getränke, in den umliegenden Büschen waren provisorische Unterkünfte aufgebaut und Zelte gespannt. Überwiegend Zwanzigjährige hingen hier in Grüppchen ab, aber auch einige entspannte ältere Semester und Familien trafen wir an. Der gesamte Ort strahlte pure Gelassenheit aus. Wir tranken Wein direkt aus der Flasche. Vor Einbruch der Dämmerung traten wir den Heimweg an. Vianne meinte, der Aufstieg sei sicherlich schwierig. Aber sie schritt tatkräftig voran. An einer besonders schweren Passage nahm Luke Vianne beiseite und sprach ruhig zu ihr: "Vianne, guck mal, genau so steinig und steil wie der Weg hier, so schwer ist es manchmal, den "frechen Wicht" in den Griff zu kriegen. Aber du schaffst das. Da bin ich mir ganz sicher. Und irgendwann wird der Weg auch wieder einfacher und leichter, genau wie hier." Wie kann es sein, dass ein gerade Zehnjähriger solch bedachte Worte spricht. Ich weiß, dass Luke ein feinfühliges und einfühlsames Kind ist, aber dieses Verhalten hat mich sehr beeindruckt. Ich musste beide sofort ganz fest in den Arm nehmen...






















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