Rückblick: Juli/ August 2013
Es
hört sich seltsam an, aber wir hatten eine gute Zeit in der Schweiz. Vianne
fühlte sich nach wie vor fit. Micha und die Jungs blieben für insgesamt vier Wochen.
So viel Zeit hatten wir schon lange nicht mehr gemeinsam verbracht - wertvolle,
innige Familienzeit. Jesse war nicht so begeistert, einen Monat auf einem Bauernhof
- ohne seine Freunde, dafür aber mit Eltern und jüngeren Geschwistern -
verbringen zu müssen. Aber er ertrug es mit Fassung. Zum Glück gab es WLan und
den ein oder anderen Skatepark in der Nähe, auf dem er sich austoben konnte.
Luke hingegen freute sich auf das Bauernhofleben und verfolgte eifrig alles im Garten,
was mindestens vier Beine hatte, kroch oder flog. Zudem spielte er manchmal mit
den beiden Mädchen, deren kleiner Bruder ebenfalls am PSI behandelt wurde.
Morgens fuhren Micha oder ich mit Vianne zur Protonentherapie, am Nachmittag
erkundeten wir die Gegend und unternahmen Ausflüge. Die Sonne strahlte
weiterhin vom Himmel. Es kam einem Sommerurlaub sehr nahe. Einziges Problem
war, dass Vianne (und alle übrigen Kinder) bei über 30 Grad gerne baden
gegangen wäre(n). Aber wir konnten schlecht mit allen Kindern an den See
fahren, und eines durfte nicht ins Wasser. Schrecklich! Deswegen beschlossen wir,
das Risiko einzugehen und Vianne ins Wasser zu lassen. Wir hatten zum Glück
einen riesigen Vorrat wasserfester Riesenpflaster aus Dortmund mitbekommen (ein
Fünferpack kostet bereits 20 Euro, und fünf verbrauchten wir mindestens pro
Badespaß). Dann fuhren wir entweder in ein Naturfreibad, das aus einem sauberen
Bach gespeist wurde und eine wirklich gute Wasserqualität vorweisen konnte,
oder wir besuchten den
Schluch- oder auch Schlüchtsee, ebenfalls bekannt für gute Wasserqualität. Im
Extremfall konnte sich eine Infektion an der Broviak-Eintrittsstelle oder in
den beiden Schenkeln bilden, falls sie nass wurden. Nach Abschluss der
Bestrahlung sollte das Ding sowieso heraus. Trotzdem war ich beim Baden immer angespannt
und überprüfte gefühlt alle fünf Minuten, ob es bereits einen
"Wassereinbruch" gab. So musste es irgendwann auch kommen: ein
Pflaster hatte sich gelöst, die umwickelten Schenkel und die Eintrittsstelle
waren pitschnass
- natürlich an einem Freitag-Nachmittag, so dass wir so schnell keinen Arzt erreichen
konnten. Wir desinfizierten die Stellen und verpackten alles trocken und
möglichst steril. Zum Glück hatte ich immer entsprechendes Material dabei. Am
folgenden Montag berichtete ich den Ärzten reumütig. Doch auch in diesem
Fall reagierten sie sehr entspannt und meinten, das Infektionsrisiko sei
mittlerweile gering, da die Muffe (an der Eintrittsstelle) gut eingewachsen sei
und somit wenig Keime durchkämen. Anschließend spülten sie beide
Broviak-Schenkel ausgiebig, und damit war die Sache erledigt.
Wir
besuchten den Rheinfall in Schaffhausen und die Blumeninsel Mainau am Bodensee,
wir stiegen auf Burgen, ließen uns von der Strömung mit und ohne Boot im
sauberen Rhein treiben, beobachteten Flusskrebse, machten eine aufregende
Wanderung durch einen Teil der Wutach-Schlucht, schlenderten durch Zürich,
gingen im "Hexentopf" baden (ein Fluss, der natürliche Badebecken in
die Felsen gewaschen hatte - ein Geheimtipp unserer Vermieterin). Wir
schlemmten Eis und Kuchen, speisten vorzüglich in Restaurants, spielten
Minigolf und Tischtennis oder fütterten Rehe und Wildschweine im Wildgehege.
Abends saßen wir gemütlich bei einem Glas Rotwein auf unserem Atom-Balkon.
"Hexenkessel"
Schluchsee
Schlüchtsee
R(h)einfall
Dom St. Blasien
Mainau
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